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Glaube kann die Gesundheit fördern  
  Zahlreiche Untersuchungen scheinen die Beobachtung zu bestätigen, dass Religiosität ein wirksames Medikament sein kann. Menschen, die an eine höhere Macht glauben, genesen unter anderem schneller.  
Weniger Schmerzmittel ....
Außerdem haben sie einen niedrigeren Blutdruck und scheinen besser gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten geschützt zu sein. Sie sind ferner nach Operationen schneller wieder auf den Beinen und benötigen weniger Schmerzmittel, sie reagieren auf Belastendes weniger mit Depressionen und erholen sich meist in kürzester Zeit, wenn sie dennoch einmal depressiv werden.
... und stärkeres Immunsystem
Wie die Zeitschrift "Psychologie heute" in ihrer März- Ausgabe in einem Überblick weiter verzeichnet, haben die - meist amerikanischen - Untersuchungen auch gezeigt, dass Menschen, die einer spirituellen Praxis nachgehen, über ein stärkeres Immunsystem verfügen.

Sie haben deutlich niedrigere Blutwerte von Interleukin-6, das bei chronischem Stress erhöht ist und als Zeichen eines geschwächten Immunsystems gilt. Dies wiederum ist bekanntlich ein wichtiger Faktor bei zahlreichen Erkrankungen, von einfachen, immer wiederkehrenden Infekten bis hin zu schwerwiegenden Krankheitsbildern.
"Absichtslosigkeit" als Schlüssel zum Erfolg
Das alles bedeutet nicht, dass Spiritualität in Zukunft ärztlich verordnet werden sollte. Heilung lässt sich nämlich auf spirituellem Wege nicht erzwingen. Der Schlüssel zum Erfolg scheint gerade in der Absichtslosigkeit zu liegen.

Der Psychologe Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin verweist in einem Beitrag des Sammelbandes "Positive Psychologie" (Hrsg. Ann Elisabeth Auhagen, 2004) darauf, dass Meditationsforscher sowohl christlicher als auch buddhistischer Tradition übereinstimmend zu einem paradox erscheinenden Befund gekommen sind:

Die Heilwirkung der Meditation ist gerade dann besonders groß, wenn sie weder zielgerichtet noch funktional eingesetzt wird. "Gesundheit und Entspannung treten demnach nur als individuelle Nebeneffekte ein", schreibt Utsch.
Dennoch nicht immer positive Auswirkungen
Trotzdem scheint religiöser Glauben nicht immer einen positiven Effekt zu haben. Religiosität kann auch krank machen. Der Psychologieprofessor Kenneth Pargament von der Bowling Green State University in Ohio (USA) kam in einer Untersuchung zu folgendem Ergebnis:

Gläubige, die in der Furcht leben, für ihre Sünden von einem strengen Gott bestraft zu werden, und die diese Strenge auch in ihrer Glaubensgemeinschaft als "emotionales Klima" erleben, neigen stärker zu Depression, Ängsten und psychosomatischen Störungen als Nichtgläubige.

Umgekehrt fördert der Glaube an einen freundlichen Gott, der Schwächen nachsichtig beurteilt, in Verbindung mit emotionaler Geborgenheit in einer Glaubensgemeinschaft psychisches und körperliches Wohlbefinden deutlich.
Ähnliche Effekte wie genereller Lebens-Optimismus
Wissenschaftliche Befunde zur Wirkung von Religiosität gleichen in mancher Beziehung Befunden zum Einfluss von Optimismus auf die Gesundheit. Das verdeutlichte vor einiger Zeit ein Bericht in der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft".

Sowohl bei religiösen Menschen als auch bei Optimisten scheinen die persönliche Weltsicht und die grundlegende Einstellung zum Leben entscheidende Wirkung zu haben. Bei beiden sind auch Gelassenheit und ein Grundvertrauen in den Gang der Dinge Wesensmerkmale.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.3.05]
->   "Psychologie heute"
->   "Bild der Wissenschaft"
Mehr zu Religion und Wissenschaft in science.ORF.at:
->   Ulrich Körtner: Gibt es ein Gott-Gen? (23.12.04)
->   "Brights": Neue Aufklärer gegen Irrationalität (1.12.04)
->   Ulrich Körtner: Megatrend Religion - oder Gottesvergessenheit? (5.2.04)
 
 
 
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01.01.2010