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Erstaunliche Gedächtnisleistung von Bienen  
  Düfte, Farben und Muster prägen sich im Gedächtnis von Honigbienen ein. Sie können nicht nur einzelne optische Muster wiedererkennen, sondern sich auch Kombinationen merken. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind sie zudem in der Lage, das Gelernte zu verallgemeinern und in Situationen anzuwenden, denen sie vorher noch nie ausgesetzt waren.  
Fiola Bock und Jürgen Tautz vom Biozentrum der Uni Würzburg haben diese Leistung des Bienengehirns gemeinsam mit australischen Kollegen ermittelt und die entsprechende Studie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht.
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Die Studie "Visual working memory in decision making by honey bees" erscheint online in den PNAS zwischen dem 28. März und 1. April 2005 (Bd. 102, S. 5025, DOI 10.1073/pnas.0501440102).
->   Die Studie (sobald online)
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Tunnelflug mit Zuckerbelohnung
Die Forscher ließen ihre Versuchsbienen laut einer Aussendung der Universität Würzburg durch einen mehrere Meter langen Tunnel fliegen. Nach kurzer Zeit trafen die Tiere dort auf eine Querwand, versehen mit einem blau-weiß-quergestreiften Muster und einem Durchflugloch in der Mitte. Wieder etwas später folgte eine weitere Wand, diesmal mit blau-weißen Längsstreifen.

Am Ende des Tunnels schließlich fanden die Bienen beide Muster wieder, wobei hinter dem zuerst gesehenen Muster eine schmackhafte Zuckerlösung auf sie wartete.
Erlernen abstrakter Regel
Die Bienen mussten nun den Tunnel mit genau dieser Musteranordnung mehrmals durchfliegen. Dabei lernten sie bald, welches Muster die süße Belohnung verheißt.

Dann änderten die Wissenschaftler die Versuchsbedingungen - sie ersetzten die vertrauten Muster durch andere, die die Bienen zuvor noch nie gesehen hatten. Es stellte sich heraus, dass die Insekten die zuvor gelernte Lektion verallgemeinern konnten: Sie suchten ihre Belohnung immer hinter dem Muster, das im Tunnel zuerst auftauchte.

Also hatten sie folgende abstrakte Regel gelernt: "Beachte immer das erste Muster und ignoriere das zweite" - das Ganze funktioniert auch anders herum. "Wenn das keine Bienen-Intelligenz ist!", so Jürgen Tautz in der Aussendung.
Arbeitsspeicher von fünf Sekunden
 
Bild: Fiola Bock, Beegroup Würzburg

Wenn in Verhaltensexperimenten Zuckerlösungen als Belohnung winken, offenbaren Bienen ihre erstaunliche Leistungsfähigkeit. Die Tiere auf dem Foto sind mit Farbpunkten markiert, damit sie während des Versuchs identifiziert werden können.

Bei den Tunnelversuchen fanden die Forscher zudem heraus, dass der "Arbeitsspeicher" des Bienengehirns etwa fünf Sekunden lang mit den letzten Erlebnissen geladen bleibt.

Bekamen die Tiere einmalig ein optisches Muster zu sehen, so erkannten sie es wieder, wenn es innerhalb von fünf Sekunden erneut auftauchte. Diese Zeitspanne reicht aber offenbar aus, um hoch komplexe Aufgaben wie die oben geschilderten Tunnelflüge zu bewältigen.

[science.ORF.at/idw, 29.3.05]
->   Biozentrum, Uni Würzburg
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01.01.2010