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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
UNO-Bericht: Irreparable Schäden an der Natur  
  Mit 2.500 Seiten zeichnet das "Millennium Ecosystem Assessment" das bisher detaillierteste Bild der weltweiten Umweltprobleme. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht werden 60 Prozent des Ökosystems, das für Grundfunktionen wie Wasserversorgung und Klimaregulierung zuständig ist, zerstört bzw. nicht nachhaltig genutzt.  
UNO-Entwicklungsziele rücken in die Ferne
An dem von verschiedenen UNO-Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen initiierten Assessment haben 1.300 Experten aus 95 Ländern mitgearbeitet. Hinsichtlich der globalen Entwicklung kommt der Bericht zu großteils negativen Schlussfolgerungen.

So stellen die Experten fest, dass die im Jahr 2000 von der UNO-Vollversammlung verabschiedeten "Millennium Development Goals" - darunter die Auslöschung von extremem Hunger und Armut, grundlegende Bildung für alle oder bessere Gesundheitsversorgung für Mütter und Neugeborene - in immer weitere Ferne rückt.
->   Kurzfassung des "Millennium Ecosystem Assessment" als pdf
Immer mehr Seuchen und "tote Zonen"
Besonders sorgenvoll betrachten die Autoren fünf Entwicklungen, die sich laut Analyse in den nächsten Jahrzehnten noch verstärken werden: die Verbreitung neuer Seuchen, plötzliche Veränderungen in der Wasserqualität, Entstehen von "toten Zonen" in Küstennähe, der Kollaps der Fischerei und Klimaveränderungen.
Tief greifende Veränderungen durch den Menschen
Auch wenn die Schlussfolgerungen des "Millennium Ecosystem Assessment" teilweise bekannt klingen, macht der über vier Jahre erarbeitete Bericht deutlich, wie tief greifend die Menschheit das Ökosystem der Erde in den vergangenen 50 Jahren verändert hat. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen:

- Seit 1945 wurde mehr Land für die Landwirtschaft nutzbar gemacht als im gesamten 18. und 19. Jahrhundert.
- Mehr als die Hälfte des künstlichen Düngers, der erstmals 1913 eingesetzt wurde, wurde seit 1985 auf die Felder gebracht.
- Die intensive Landnutzung und die Industrialisierung haben dazu geführt, dass zahlreiche Arten bereits unwiederbringlich verschwunden und heute zehn bis 30 Prozent der Säugetiere, Vögel und Amphibien vom Aussterben bedroht sind.
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Negativer Kreislauf
Die Autoren weisen eindringlich darauf hin, dass der schlechte ökologische Zustand zur Verschärfung anderer Probleme, etwa der Verbreitung von Seuchen, beitragen könnte - und das hätte wiederum direkte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ganzer Kontinente.

Sie führen folgende Kalkulation an: Wäre die Malaria vor 35 Jahren in Afrika ausgerottet worden, wäre das Bruttoinlandsprodukt des Kontinents heute um 100 Milliarden Dollar höher.

Das "Millennium Ecosystem Assessment" weist einmal mehr darauf hin, dass die ärmsten Regionen der Welt am stärksten unter dem Wandels der Ökosysteme leiden.
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Vage Lösungsvorschläge
Bei den Lösungsvorschlägen bleibt der Report noch vage: Es wird von einem Mix aus verändertem Konsumverhalten, besserer Bildung, neuen Technologien und einem höheren "Preis" für Umweltschäden gesprochen.

Man darf aber hoffen, dass die nächsten Publikationen des weltweiten Projektes konkretere Vorschläge machen: Im Lauf des Jahres 2005 sollen noch Detailberichte zu den Themen Biodiversität, Wüstenbildung, Wirtschaft und Industrie, Feuchtgebiete, Gesundheit sowie zu politischen Handlungsspielräumen erscheinen.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 30.3.05
->   Website des "Millennium Ecosystem Assessment" inkl. Daten- und Kartenmaterial
Mehr über die Millenniumsziele der UNO in science.ORF.at:
->   UNO-Millenniumsziele für Schüler aufbereitet (13.9.04)
->   Welt macht zuwenig für UNO-Millenniumsziele (21.4.04)
 
 
 
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01.01.2010