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Medizin-Uni Wien plant Platzbeschränkungen  
  Die Medizin-Universität Wien (MUW) plant, bereits im ersten Studienabschnitt die Zahl der Studienplätze für Praktika und Übungen auf 1.560 zu beschränken. Dies sieht ein Vorschlag der Curricularkommission vor.  
Notmaßnahme bei "Studentenansturm" aus Deutschland
MUW-Vizerektor Rudolf Mallinger bestätigte den Inhalt des Vorschlags auf Anfrage der APA. Dies sei eine "absolute Notmaßnahme", sollte es zu einem Studentenansturm nach dem erwarteten Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über die österreichischen Zugangsregelungen für ausländische Studierende kommen.

Die Hochschülerschaft an der MUW protestierte am Mittwoch mit einer Aktion gegen diesen Plan, der nach Ansicht der Studenten das Aus für den offenen Hochschulzugang bedeutet.
Nicht "sehenden Auges in Katastrophe laufen"
Die MUW habe diese "Notmaßnahme", die noch vom Senat beschlossen werden muss, getroffen, weil weder klar sei, wann das EuGH-Urteil zu erwarten sei, noch was der Gesetzgeber zu tun gedenke.

"Wir können nicht sehenden Auges in eine mögliche Katastrophe im Wintersemester laufen", sagte Mallinger. Die 1.560 Plätze, die nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben werden sollen, sei die maximale Zahl an Teilnehmern, welche die MUW vor allem auf Grund der räumlichen Kapazitäten bewältigen könne.

Das seien 104 Kleingruppen mit jeweils 15 Personen. Im vergangenen Wintersemester haben nach Angaben der Uni knapp 1.500 Studienanfänger an der MUW begonnen.
->   Mehr zum EuGH-Verfahren in science.ORF.at: "Freier Uni-Zugang wackelt" (20.1.05)
Beschränkte Platzzahl gesetzlich erlaubt
Eine Inskription an der MUW sowie der Besuch von Vorlesungen steht damit weiter allen Studenten offen - die für das Erreichen des nächsten Abschnitts nötige Absolvierung der Praktika aber nicht.

Mit der Maßnahme wollte man eine "rechtlich mögliche Lösung für den Fall der Fälle haben, dass 300 oder 500 Studienanfänger mehr dazu kommen", sagte Mallinger, der darin keinen Widerspruch zum offenen Hochschulzugang sieht. "Denn die beschränkte Platzzahl in Lehrveranstaltungen ist im Universitätsgesetz ausdrücklich erlaubt."
Studierendenvertreter widersprechen mit Gutachten
Dies sehen die Studentenvertreter an der MUW anders, die dafür auch ein Anwalts-Gutachten ins Treffen führen. Eine Beschränkung sei nur für einzelne Praktikumseinheiten möglich, aber nicht für alle, hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die MUW hat bereits seit einigen Jahren die Zahl der Studienplätze ab dem zweiten Studienabschnitt mit 600 kontingentiert.
Definitive Lösung muss vom Gesetzgeber getroffen werden
Für Mallinger ist es klar, dass diese Maßnahme nur eine Übergangslösung sein kann: "Wenn wir im Herbst beispielsweise 2.000 Anfänger haben, was sollen wir dann mit den rund 500, die keinen Praktikaplatz bekommen haben, im nächsten Jahr tun?"

Eine definitive Lösung müsste vom Gesetzgeber getroffen werden, "der müsste in Studienrichtungen mit dramatischem Überinteresse die Möglichkeit eröffnen, die Plätze zu verwalten und zu vergeben", so Mallinger. Je früher im Studium das passiere, desto besser sei das für die Studierenden.
ÖH: Österreichweite Lösung gefordert
Die Studentenvertreter lehnen diese Maßnahme vehement ab: "Wir verurteilen diese Schnellschusslösung, die für uns absolut untragbar ist", erklärte Judith Böhm, Vorsitzende der ÖH an der MUW. Die Schuld geben die Studenten vor allem dem Bildungsministerium, dem dieses Problem schon lange bekannt sei, sowie der Bundes-ÖH, die "tatenlos" zusehe.

Letztere will den Medizinstudenten nun "den Rücken stärken", hieß es gegenüber der APA. Zugangsbeschränkungen kämen auf gar keinen Fall in Frage, Ministerium und Rektorat müssten unverzüglich Gespräche aufnehmen. Die Studentenvertretung fordert eine österreichweite Lösung für den Uni-Zugang.

[science.ORF.at/APA, 30.3.05]
->   Medizinische Universität Wien
->   Mehr zum Thema Uni-Zugang im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010