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Europaweite Initiative gegen Darmkrebs  
  Darmkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung in der EU, gefolgt von Brust- und Lungenkrebs. Eine internationale Experten-Föderation will jetzt diesem Leiden europaweit den Kampf ansagen.  
Zahlen dazu: In den EU-Ländern erkrankten im Jahre 2004 etwa zwei Millionen Menschen an Krebs. Das sind 453 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. 1990 waren es noch 320 pro 100.000 Einwohner.

Ein wesentlicher Teil davon entfällt auf Darmkrebs (kolorektale Karzinome). In der EU erkrankten vergangenes Jahr 280.000 Menschen an diesem Leiden. 139.000 Patienten davon starben.
Föderation für länderübergreifende Maßnahmen
Die European Federation for coloRectal cancer (EFR) mit dem Wiener Bela Teleky (Chirurgische Universitätsklinik am Wiener AKH) hat es sich nun zur Aufgabe gesetzt, diese gefährlichen Erkrankungen länderübergreifend zu bekämpfen.

Die EFR ist eine unabhängige, gemeinnützige Vereinigung, die durch Wissenschaft, Forschung, aber auch Trainingsprogramme allen Europäern die gleiche Chance zur Behandlung der Dickdarmkrebserkrankung verschaffen will.
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Umweltfaktoren entscheiden
80 Prozent aller Krebserkrankungen dürften durch Umweltfaktoren, Lebensstil und Ernährung ausgelöst sein. Beim Darmkrebs sind diese Umweltbelastungen vor allem: fettreiche und ballaststoffarme Ernährung sowie Bewegungsmangel. Hinzu kommt die steigende Lebenserwartung der Menschen, welche die Häufigkeit erhöht.
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Männer erkranken 5 Jahre früher
Frauen erkranken durchschnittlich mit 72 Jahren am Darmkrebs, Männer mit 67 Jahren.

Neben den so genannten sporadisch auftretenden Krebserkrankungen gibt es auch genetisch familiäre Krebserkrankungen, dazu gehört die familiäre Polypose, die HNPCC-Erkrankungen, aber auch entzündliche Darmerkrankungen, die als Risikofaktor für eine spätere Krebserkrankung zu interpretieren sind.
Frühdiagnose notwendig
Die besten Chancen bei der Bekämpfung der Erkrankung liegen derzeit in der Frühdiagnose: Die meisten Karzinome des Darmes entwickeln sich über einen Zeitraum von an die zehn Jahren aus zunächst gutartigen Darmpolypen, die entarten. Sie könnte man in den meisten Fällen rechtzeitig entdecken.

Teleky: "Mit Dickdarmspiegelungen in dieser Zeit mit entsprechender Diagnose kann man den noch gutartigen Polypen behandeln und somit das Krebsrisiko minimieren. Im frühen Stadium, also mit noch fehlenden Lymphknotenbefall, sind die Fünfjahresüberlebenschancen für das Kolonkarzinom bei 90 Prozent, für das Rektumkarzinom bei 88 Prozent."

Im metastasierten Stadium sinke die Überlebenschance deutlich ab, hier finde man ein Fünfjahres-Überleben von höchstens acht Prozent, so Teleky.
Ab 50 zur Darmspiegelung
Deshalb sollte jeder Mensch mit 50 Jahren zu einer Darmspiegelung (Koloskopie) gehen. Die Untersuchung sollte alle fünf bis sieben Jahre wiederholt werden. Auf dem Weg in die Routine sind bildgebende Verfahren (virtuelle Darmspieglung). Dass noch viele Patienten in Europa mit Darmkrebs zu spät zum Arzt kommen, beweist die Fünf-Jahres-Sterblichkeit von um die 50 Prozent.

[science.ORF.at/APA, 31.3.05]
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->   Das Stichwort Darmkrebs im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010