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Tsunami-Beben war zweitschwerstes seit 1900  
  Das Dezember-Beben vor Sumatra wurde von US-Forschern im Fachjournal "Nature" als das zweitschwerste seit 1900 eingestuft. Gleichzeitig warnten die Forscher exakt vor jenem Beben, das am Ostermontag die Region erschüttert hat.  
Die Wissenschaftler von der Northwestern University, Evanston (US-Bundesstaat Illinois) haben errechnet, dass das Beben vom 26. Dezember 2004, das auch die verheerende Flutwelle ausgelöst hat, 2,5 Mal so viel Energie freisetzte, wie bisher angenommen.

Es ist damit das zweitschwerste in der Geschichte, lediglich übertroffen von einem Erdbeben 1960 in Chile. Das Beben von Ostermontag rangiert in der Liste unter den Top-Ten.
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Der Artikel "Speed and size of the Sumatra earthquake" von Seth Stein und Emile A. Okal ist in der Rubrik "Brief Communications" der aktuellen Ausgabe von "Nature" erschienen.
->   zum Abstract der Studie
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Platten haben sich um elf Meter verschoben
Im Bereich von einer Region von 1.200 Kilometern Länge und 200 Kilometern Breite haben sich die Platten der Verwerfung um elf Meter gegen einander verschoben.

Die Wissenschaftler errechneten daraus eine Magnitude von über 9,3 und revidieren damit ältere Aussagen, die von einer Stärke von 9 bis 9,2 ausgingen.

Die dabei entstandene Tsunami-Welle türmte sich über der maximalen Verschiebung der Platten vor Sumatra auf 25 bis 30 Meter Höhe auf. Die ursächliche Verschiebung der Platten muss dabei zwölf bis 15 Meter betragen haben, so die Forscher.
Weiteres Beben vorausgesagt
Im gleichen Artikel sagten die Wissenschaftler - ohne Angabe eines Zeithorizonts - auch ein Erdbeben voraus, wie es sich am Ostermontag ereignet hat. Durch die Verschiebungen vom 26. Dezember habe sich der nördliche Sektor der Störungszone gleichsam entspannt, hier drohe derzeit keine Gefahr.

Sie warnen aber vor der Gefahr im südlichen Sektor. Genau das ist jetzt passiert, bestätigte auch der Leiter der Erdbebenforschung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, Wolfgang Lenhardt.
Reihung nach frei gewordener Energie
 
Grafik: APA

Mit einer Stärke von rund 8,7 rangiert das aktuelle Beben unter den zehn schwersten seit 1900 - seit damals gibt es verlässliche Aufzeichnungen -, laut dem US-amerikanischen National Earthquake Information Center (USGS) auf Platz sieben.

Nach frei gewordener Energie - und nicht nach Toten geordnet - liegt dabei ein Beben in Chile am 22. Mai 1960 mit 9,5 an der Spitze, gefolgt vom Tsunami-Beben vom 26. Dezember 2004. Auf Platz drei findet sich ein Beben in Alaska im Jahr 1957 mit der Stärke 9,1 (siehe Grafik).
Logarithmische Skala der Moment-Magnitude
Für den Laien verwirrend sind die verschiedenen Angaben für Erdbebenstärken. Die Wissenschaftler der Northwestern University verwenden dabei die logarithmische Skala der Moment-Magnitude, die ein Maß für die freigesetzte Energie eines Erdbeben ist.

"Die Formel dafür ist nicht nur logarithmisch, sie enthält noch einen Faktor 1,5. Daher bedeutet ein Sprung um eins die 31-fache Energie, ein Sprung um zwei die 1.000fache Energie", erklärte Lenhardt.

Nicht direkt vergleichbar ist die Magnitude mit der Richter-Skala und schon gar nicht mit der 12-teiligen Mercalli-Skala, bei der ein Erdbeben lediglich durch Beobachtungen eingeschätzt wird.

[science.ORF.at/APA, 31.3.05]
->   Department of Geological Sciences (Northwestern University)
->   Das Stichwort Tsunami im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010