News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Dem Lachen der Tiere auf der Spur  
  Lange Zeit war man überzeugt, dass nur Menschen lachen können. Neue Forschungsergebnisse aber könnten belegen, dass auch Tiere eine Art von Lachen äußern. Wenn diese These stimmt, wären Emotionen nicht etwas spezifisch Menschliches, wie bisher angenommen, sondern könnten sich evolutionsbiologisch entwickelt haben.  
Wie der US-Psychologe Jaak Panksepp in der aktuellen Ausgabe von "Science" schreibt, weisen neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass Darwin mit seinem Hinweis auf die enge Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier auch im Bereich der Emotionen Recht hatte. In seinem Beitrag führt er Affen und Ratten an, bei denen man beim Spielen eine Art von freudigem Glucksen bzw. Zirpen registriert habe.
...
Der Artikel "Beyond a Joke: From Animal Laughter to Human joy?" von Jaak Panksepp, Psychologe an der Bowling Green State University in Ohio, ist am 1. April 2005 in "Science" erschienen.
->   Science
...
Tiere "lachten" lange vor dem Menschen
Jaak Panksepp beruft sich in seiner Argumentation vor allem auf neueste Erkenntnisse der Hirnforschung und auf Tierstudien. Erstere hätten gezeigt, dass beim Lachen sehr alte Regionen des Gehirns aktiviert werden - ältere als jene, die beim Erlernen einer Sprache bzw. beim Reden angesprochen werden. Zweitere würden zeigen, dass es Formen von Spiel und Lachen bei Tieren schon lange gab, bevor der Mensch sein erstes "Haha" äußerte.
...
Lachen als "Grundfunktion" des Menschen
Lachen scheint zu den "Grundfunktionen" des Menschen zu gehören, die langsam verdrängt wird, je mehr Erfahrungen eine Person sammelt und semantisches Verständnis entwickelt. Kinder, die jünger als vier Jahre sind, lachen pro Tag durchschnittlich 4.000 Mal, während Erwachsene auf gerade 15 Mal kommen.
->   Mehr zum Lachen bei Wikipedia.de
...
"Lachen" von Affen soll Aggressionen verhindern
Aber wofür wurde das Lachen von der Evolution überhaupt "erfunden"? Den Grund glauben Forscher wie der Psychologe Jaak Panksepp von der Bowling Green State University in Ohio bei den Menschenaffen gefunden zu haben.

Wenn sie sich amüsieren, reißen sie ihr Maul auf, zeigen die Zähne und stoßen den Atem rhythmisch in kleinen Intervallen aus. Wie bei den Menschen lachen auch bei den Affen die Kinder am häufigsten. Obwohl Affen tonlos lachen, ähnelt sich Aufbau der Lachsequenzen stark: Bei Affen und Menschen handelt es sich um rhythmisch ausgestoßene Lachsilben in stakkatoartiger Frequenz. Das Lachen soll Aggressionen von Artgenossen verhindern, meinen manche Forscher.
Ratten "zirpen", wenn sie sich amüsieren
Um eine Evolution nachweisen zu können, müssten aber nicht nur menschenähnliche Säugetiere ab und zu lachen, sondern auch sehr entfernte Verwandte. Dieser Nachweis könnte mit "lachenden Ratten" erbracht worden sein.

Ihre Spiele werden von einer Art "Zirpen" begleitet, das positive Gefühle ausdrücken soll. Sonografische Analysen zeigen, dass manche Laute besonders "freudig" klingen, auch Ratten also zu Abstufungen beim Spaß fähig sind. Darüber hinaus zeigte sich, dass "lachende" Ratten schnell soziale Bindungen aufbauten und nach kurzer Zeit gezielt nach Unterhaltung suchten.
Verbindungen zwischen Tier und Mensch auch bei Gefühlen
"Sind die Tierlaute ein Vorläufer des menschlichen Lachens?" fragt Psychologe Panksepp in seinem Science-Beitrag. Er meint, dass es einen engen Zusammenhang gibt, und plädiert dafür, die Verbindungen zwischen Tier und Mensch auch auf Ebene der Instinkte und Gefühle zu akzeptieren.

Auch wenn man bisher annahm, dass Gefühle - von Freude und Spaß bis hin zur Trauer - dem menschlichen Gehirn vorbehalten sind, spricht er sich für die genaue Erforschung des Rattenhirns aus.

Zwar räumt Panksepp ein, dass Wortwitz eine höhere Form des Humors darstelle, die des hoch entwickelten menschlichen Gehirns bedürfe. Grundlegende neuronale Kreisläufe könnten aber auch bei den Tieren vorhanden sein und Rückschlüsse auf die Entwicklung des menschlichen "Lachtriebs" liefern.

[science.ORF.at, 1.4.05]
->   Institut für Psychologie an der Bowling Green State University
Mehr zum Thema Lachen in science.ORF.at:
->   Lachen erweitert die Blutgefäße (8.3.05)
->   Lachen als Therapie für Schlaganfall-Patienten (8.3.04)
->   Einmal mehr bewiesen: Lachen ist gesund (27.12.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010