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Gedenkjahr: Widerstand an den Unis vor 60 Jahren  
  Auch die Universitäten waren vor 60 Jahren in den letzten Kriegstagen Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen Widerstandskämpfern und dem auseinander brechenden nationalsozialistischen Regime.  
Am 5. April 1945 wurden am Institut für Chemie der Universität Wien zwei Widerstandskämpfer erschossen, die die Zerstörung eines Elektronenmikroskops durch einen nationalsozialistischen Professor verhindern wollten.

Der Schriftsteller Johannes Mario Simmel, der sich zu dieser Zeit im Keller des Institutsgebäudes in der Boltzmanngasse in Wien-Alsergrund versteckt hielt, setzte den Ereignissen später in seinem Roman "Wir heißen euch hoffen" ein literarisches Denkmal.
Professor erschießt zwei Assistenten
Die Nationalsozialisten hatten gegen Kriegsende angeordnet, alles, was den anrückenden Russen von Nutzen sein könnte, zu vernichten. Eingeweihte Personen - am Chemischen Institut Professor Jörn Lange - sollten nach dem Radio-Aufruf "Wien, rechts der Donau" wissenschaftliche Geräte zerstören.

Bei dem Versuch, Lange aufzuhalten, erschoss dieser die zwei Assistenten Kurt Horeischy und Hans Vollmar, die der Widerstandsgruppe "Tomsk" angehört hatten. Lange wurde nach Kriegsende zum Tod verurteilt, beging aber noch vor der Urteilsvollstreckung Selbstmord durch die Einnahme von Gift.
Hilfs- und Mordbereitschaft
Sowohl Hilfs- als auch Mordbereitschaft seien bei Lange zu finden gewesen, erinnerte sich Simmel später. Der Professor habe gewusst, dass sich im Keller des Instituts Leute verstecken, aber nichts dagegen unternommen.

"Er hätte den ganzen Keller in die Höhe gehen lassen können", erzählte Simmel bei einer Gedenkveranstaltung vor zehn Jahren. Kompromisslos habe sich Lange aber in der Exekutierung des Befehls der "Verbrannten Erde" gezeigt.
Gedenkfeier am 7. April
Zuletzt hatte auch Bundespräsident Heinz Fischer im Rahmen einer sub-auspiciis-Promotion am Dies Academicus der Uni Wien den Mord an den beiden Widerstandskämpfern thematisiert.

Die HochschülerInnenschaft der Universität Wien und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands veranstalten dazu am 7. April (16 Uhr) am Chemischen Institut in der Währinger Straße eine Gedenkfeier mit dem Zeitzeugen Hans Friedmann.

[science.ORF.at/APA, 4.4.05]
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Das Gedenkjahr 2005 in science.ORF.at
In loser Folge erscheinen in science.ORF.at redaktionelle Texte und Gastbeiträge zu dem Schwerpunkt "Gedenkjahr 2005". Bisher erschienen:
Otto Urban: Vor 65 Jahren - "Endgültige" Liquidierung Österreichs (30.3.05) Michael John: Neo-Mythologisierung der Zeitgeschichte (18.3.05)
Materieller und geistiger Wiederaufbau Österreichs (16.3.05)
Siegfried Mattl: Beglaubigte Geschichte (9.3.05)
Die ursprünglichen Pläne von "25 Peaces" (28.1.05)
Österreich würdigt Widerstand in der Nazi-Zeit (19.1.05)
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01.01.2010