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Neues Buch zur "Heiligen Lanze"  
  Legenden ranken sich um die "Heilige Lanze", die sich im Besitz der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums Wien (KHMW) befindet. Das Urteil einer aktuellen Buches fällt nüchterner aus.  
Acht wissenschaftliche Beiträge umfasst die KHM-Publikation, die der Lanze mit verschiedenen Analysemethoden zu Leibe rückte.
Bedeutendes Objekt der Wiener Schatzkammer
Bild: KHMW
Heilige Lanze der Wiener Schatzkammer
"Die Lanzenspitze ist Teil der Insignien des Heiligen Römischen Reiches und zählt zu den kulturhistorisch bedeutendsten Objekten der Wiener Schatzkammer", so Mathias Mehofer vom Interdisziplinären Forschungsinstitut für Archäologie der Universität Wien (VIAS).

Gemeinsam mit Kolleginnen untersuchte er die technologischen Hintergründe der Entstehung und weitere Verarbeitung der Heiligen Lanze. Sie wurde im Laufe ihrer Geschichte mehrmals umgearbeitet und ergänzt und ist dabei unter anderem in zwei Teile zerbrochen, berichtet die Online-Zeitung der Universität Wien "Die Universität".
Original aus dem achten Jahrhundert
Dass die Lanze nicht aus der Zeit Jesu Christi stammt, wisse die Wissenschaft allerdings schon seit den 1920er Jahren. Auch die aktuellen Analysen kommen zum diesem Resultat. "Die auf den angefertigten Röntgenaufnahmen zu sehenden Schlackeeinschlüsse sind typisch für frühmittelalterliche Schmiedetechnik", erklärt Mehofer.

In der modernen Literatur kursierten immer wieder Gerüchte über eine Kopie in der Wiener Schatzkammer. So soll etwa das Original von amerikanischen Soldaten nach Ende des Zweiten Weltkrieges geraubt worden sein.

Der Archäologe zerstreut jedoch alle weiteren Spekulationen dahingehend: "Dieses Objekt ist mit Sicherheit ein Original aus dem achten Jahrhundert."
Gebrauchsfähige Flügellanze
Im ursprünglichen Zustand handelte es sich dabei um eine gebrauchsfähige Kriegswaffe, eine so genannte karolingische Flügellanze. Dies bestätigen die typologischen Analysen von Erik Szameit vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni Wien.

Typische Kampfspuren wurden laut "Die Universität" auf der Lanze allerdings nicht gefunden. Vielmehr dürfte die Heilige Lanze in ihren Anfängen als Fahnenlanze Verwendung gefunden haben, so die These von Szameit. Flächige Abnützungen im unteren Bereich liefern hierfür ein überzeugendes Indiz.
Sammlung aller belegbaren Fakten
"Allein in den letzten 30 Jahren wurden der Lanze unzählige Bedeutungsinhalte zugeschrieben, die vielfach völlig absurd waren", konstatiert Mehofer.

Eines der Hauptanliegen dieser interdisziplinären Zusammenarbeit war es deshalb, alle wissenschaftlich belegbaren Fakten erstmals gesammelt und vollständig darzulegen.

[science.ORF.at, 4.4.05]
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Franz Kirchweger (Hg.): Die Heilige Lanze in Wien. Insignie - Reliquie - "Schicksalsspeer". Schriften des Kunsthistorischen Museums, Mailand/Wien 2005. 240 S.

Die offizielle Präsentation des Buches findet am 8. April 2005 um 18.30 Uhr im Bassano-Saal des Kunsthistorischen Museum Wien statt (Anmeldung erbeten da beschränkte Teilnehmerzahl: presse@khm.at und Tel. (1) 525 24-407).
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->   "Die Universität" - Online-Zeitung der Universität Wien
->   Institut für Ur- und Frühgeschichte
->   VIAS Vienna Institute for Archaeological Science
->   Kunsthistorisches Museum Wien
 
 
 
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01.01.2010