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Elite-Uni: Finanzierung noch unklar  
  Die in Österreich geplante Elite-Universität soll laut Bildungsministerium die Budgets der bestehenden Unis nicht belasten. Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (FPÖ/BZÖ) ist davon nicht überzeugt.  
Während Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) am Dienstag in einer Aussendung nach einer Sitzung einer von ihr eingesetzten Arbeitsgruppe betonte, dass nur "frisches Geld" verwendet werden würde, zeigte sich Mainoni, welcher der Arbeitsgruppe angehört, "verunsichert".

Denn die Pläne des Finanzministers für die Elite-Uni seien noch "unausgegoren", meinte Mainoni Montagabend im Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten.
Aus "Elite" wurde "AIST"
Laut dem bei der gestrigen Sitzung vorgelegten Zwischenbericht der Arbeitsgruppe "Elite-Uni" sind einmalige Errichtungskosten von 80 Mio. Euro geplant - dieser Betrag beinhaltet 30 Mio. Euro Laborausstattung, aber keine Grundstückskosten.

Die Einrichtung selbst soll keinesfalls die Begriffe "Elite" oder Excellence" im Titel tragen, weshalb der Arbeitstitel derzeit "Austrian Institute of Science and Technology (AIST) lautet.
Laufende Kosten bis zu 71 Mio. Euro jährlich
Die laufenden jährlichen Kosten sollen im ersten Jahr 22 Mio. Euro betragen, bis zum sechsten Jahr auf 41 Mio. Euro und ab dem zehnten Jahr auf 71 Mio. Euro steigen.

In dem Zwischenbericht ist als Diskussionsgrundlage von einer Finanzierung von 50 Prozent durch den Bund und der anderen Hälfte durch Gebietskörperschaften und/oder Dritte wie Unternehmen oder Private die Rede.

Die laufenden Kosten sollen durch ein Bundesgesetz für 15 Jahre sichergestellt werden.
Wer bezahlt wieviel?
Dagegen habe der Finanzminister bei einem Gespräch mit ihm, Mainoni, von einer Drittelregelung gesprochen, wonach der Bund, die regionalen Gebietskörperschaften und die Wirtschaft jeweils ein Drittel der Kosten übernehmen sollten.

Eingeplant habe der Finanzminister bisher aber lediglich "ein paar Millionen für die Projektplanung", alles Weitere werde man erst sehen, berichtete der Staatssekretär.
Mainoni: Besser Elite-Uni als Brain-Drain
Prinzipiell befürwortet Mainoni die Einrichtung einer Elite-Uni in Österreich. Er teilt aber die Sorge von Kritikern, dass die bestehenden Hochschulen durch eine solche Institution finanziell und vom Image her benachteiligt werden.

Angesichts der Entwicklungen in Europa - so planen etwa Tschechien und Deutschland Elite-Einrichtungen - komme man nicht daran vorbei, "wenn wir es nicht machen, haben wir Brain-Drain in einem verstärkten Ausmaß", so Mainoni.
Besonders mächtiger Präsident geplant
Für Verwunderung in der Arbeitsgruppe hätten die im Vergleich zu anderen Punkten bereits sehr detailliert vorliegenden Vorschläge für die Organisation der künftigen Elite-Uni gesorgt, meinte Mainoni.

So soll ein aus sechs bis zwölf Vertretern der Geldgeber (davon mindestens ein angesehener ausländischer Wissenschaftler) zusammengesetztes Aufsichtsgremium u.a. grundlegende strategische Entscheidungen treffen, Präsidenten, Verwaltungsdirektor und wissenschaftlichen Beirat bestellen.

Der Präsident solle alle operativen Entscheidungen inklusive Berufungen treffen und damit sehr mächtig sein, was laut Mainoni ebenfalls "Unruhe" erzeugt hat.
Eigenes Gesetz nötig, sozial gestaffelte Studiengebühren
Im AIST sollen am Beginn zehn Gruppen zu je fünf Forschern arbeiten, nach zehn Jahren 25 bis 30 Gruppen und 400 bis 500 Forscher. Für die Lehrleistungen sollen sozial gestaffelte Studiengebühren zu entrichten sein, deren Höhe das AIST selbst festsetzt.

Klar ist laut Mainoni, dass ein eigenes Gesetz für die Errichtung der Elite-Uni notwendig ist, das Privatuni-Gesetz reiche dafür nicht.
SPÖ will lieber "Notstandspaket" für bestehende Unis
Ein "Notstandspaket" in der Höhe von 100 Mio. Euro für die bestehenden Unis statt der Finanzierung von 50 Prozent der Kosten einer Elite-Universität durch den Bund fordert indes die SPÖ.

"Solange es einem durchs Dach regnet, kauft man keinen Mercedes", betonte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal in einer Aussendung am Dienstag. Die SPÖ habe sich zwar für die Schaffung von Elite-Unis ausgesprochen, allerdings müsse die Finanzierung im Rahmen der EU erfolgen.

[science.ORF.at/APA, 5.4.05]
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01.01.2010