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Uni-Zugang: Ärztekammer für Beschränkungen  
  Noch vor dem befürchteten "Ansturm deutscher Studenten" auf heimische Unis fordert die Ärztekammer Zugangsbeschränkungen. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) sieht keinen Grund zur Panik.  
Ärztekammer-Präsident Reiner Brettenthaler forderte am Dienstag die Regierung auf, nicht erst die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im anhängigen Verfahren über die österreichischen Uni-Zugangsregelungen für Studenten aus EU-Staaten abzuwarten, sondern noch vor dem Wintersemester durch geeignete gesetzliche Maßnahmen den Weg für professionelle Zulassungsverfahren zu öffnen.

Konkret schlug er in einer Aussendung die Einführung eines propädeutischen Jahres im Vorfeld des Medizinstudiums vor.
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EuGH gegen österreichische Praxis
Der EuGH-Generalanwalt hatte im Jänner die derzeitige Regelung kritisiert, wonach nur jene Ausländer in Österreich studieren dürfen, die auch in ihrem Heimatland einen Studienplatz haben. Hebt der EuGH diese Regelung auf, könnten etwa Deutsche, die in ihrem Land auf Grund des dort geltenden Numerus Clausus für einige Fächer keinen Studienplatz haben, nach Österreich ausweichen. Das endgültige Urteil wird bald erwartet.
->   Uni-Zugang: Österreich diskriminiert laut EuGH (20.1.05)
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Orientierungsphase und quantitative Beschränkung
In dieser Orientierungsphase sollten sowohl Studenten als auch Universitäten anhand verschiedener Tests die Gelegenheit haben, die subjektive und objektive Eignung für das Studium zu prüfen.

Generell sei eine quantitative Beschränkung der Studienplätze unumgänglich, da das moderne Medizinstudium mehr Wert auf praktische Übungen in Kleingruppen und Patientenkontakte lege als früher, so Brettenthaler.
Längerfristige Ärzte-Bedarfsplanung
Der Ärztekammer-Chef sieht die Qualität der Ausbildung an den Medizin-Unis schon jetzt durch Geldmangel und die jährlich steigende Zahl von Medizinanfängern gefährdet. "Es gibt daher keine andere Möglichkeit, die Qualität des Medizinstudiums sicher zu stellen, als die Zahl der Studenten an die personellen, organisatorischen und materiellen Gegebenheiten anzupassen", meinte Brettenthaler.

Benötigt würde außerdem eine langfristige Ärzte-Bedarfsplanung, die durch ein unabhängiges Expertengremium erarbeitet werden solle. "Schon seit Jahren werden Tausende Ärzten zu viel ausgebildet", erklärte Brettenthaler.
Platzbeschränkungen im 2. Abschnitt bereits jetzt
Die Medizin-Universität Wien (MUW) hat bereits als "Notmaßnahme" geplant, im ersten Studienabschnitt die Zahl der Studienplätze für Praktika und Übungen auf 1.560 zu beschränken.

Diese Beschränkung soll aber nur in Kraft treten, sollte es zu einem Studentenansturm nach dem erwarteten EuGH-Urteil kommen. Ab dem zweiten Studienabschnitt gibt es bereits jetzt in Wien, Graz und Innsbruck Studienplatzbeschränkungen.

Die HochschülerInnenschaft an der Medizin-Uni Wien forderte hingegen vom Bildungsministerium, das bevorstehende EuGH-Urteil nicht als Vorwand für Zugangsbeschränkungen zu verwenden.
Schüssel sieht keine Grund zur Panik
Für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel besteht in dem vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) geführten Streit um die österreichischen Uni-Zugangsregelungen für Studenten aus EU-Ländern "kein Grund zur Panik".

Das sagte der Kanzler am Dienstag nach dem Ministerrat. Wenn Probleme auftreten würden, dann wohl bei der Medizin, glaubt Schüssel. Die Rektoren seien darauf aber vorbereitet. Zunächst müsse man aber ohnehin erst einmal die Entscheidung des EuGH abwarten. Die Politik stehe dann "Gewehr bei Fuß".

[science.ORF.at/APA, 12.4.05]
->   Ärztekammer
->   Medizin-Uni Wien
->   Bundeskanzleramt
->   ÖH
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01.01.2010