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Mileva Maric und die Relativitätstheorie  
  Kaum jemand erinnert sich an jene Frau, von der Albert Einstein einst behauptete, sie löse alle seine mathematischen Probleme: Mileva Maric-Einstein. Ihrer Bedeutung geht die Historikerin Natascha Vittorelli in einem Gastbeitrag nach.  
Einsteins Frau
Von Natascha Vittorelli

Mileva Maric wurde 1875 in der Vojvodina geboren. Zu ihren Interessen zählte neben der Musik von klein auf auch die Mathematik. Als einzige Frau ihres Jahrgangs inskribiert sie 1896 Mathematik und Physik an der Zürcher Eidgenössischen Polytechnischen Schule.

In der Einführungsvorlesung lernt Mileva Maric Albert Einstein kennen; er zeigt sich fasziniert von der Eleganz und Originalität, mit der sie die gestellten mathematischen Aufgaben löst. Sie beginnen gemeinsam zu lernen, zu lesen, zu arbeiten und zu musizieren.
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Mileva Marics (1875-1948) Beitrag zur Entwicklung der Speziellen Relativitätstheorie gilt als umstritten.
->   Mehr dazu bei Oregon Public Broadcasting
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Wissenschaftliche Zusammenarbeit
Aus dem kollegialen Verhältnis entwickeln sich Liebesgefühle. Mit Beginn einer Liebesbeziehung intensiviert sich auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden.

Die Entscheidung für die Verbindung zu Albert Einstein bedeutet für Mileva Maric das Zurückstellen eigener Ambitionen. Denn während Albert Einstein seine Diplomarbeit und später auch seine Dissertation einreicht, wird Mileva Maric ihr Studium nie abschließen.
Lästige Mathematik
1902 tritt Albert Einstein eine Stelle am "Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum" in Bern an. Die Arbeit am Patentamt lässt ihm genügend Freiraum fürs Dissertieren - unterstützt wird er dabei von Mileva Maric.

Neben der Hausarbeit und der Erziehung der Söhne Hans Albert und Eduard erledigt sie auch die Albert Einstein lästigen mathematischen Probleme.
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Die verschwundene Tochter Lieserl
1902 brachte Mileva Maric in der Vojvodina die uneheliche Tochter Lieserl zur Welt. Michele Zackheim begab sich auf die Suche nach der verschwundenen Tochter Albert Einsteins.
->   Mehr dazu bei www.einsteingalerie.de
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1905 - "annus mirabilis"
Das Jahr 1905 stellt den entscheidenden Wendepunkt in Albert Einsteins Karriere dar: In der Leipziger Zeitschrift "Annalen der Physik" werden fünf seiner Artikel veröffentlicht - darunter ein Text mit dem Titel "Elektrodynamik bewegter Körper", der erstmals eine Darstellung der Speziellen Relativitätstheorie enthält.
Reaktionen aus dem Umfeld
David Reichenstein, ein Freund Albert Einsteins, zeigte sich über die Produktivität Albert Einsteins verwundert: "Es ist merkwürdig, wie fruchtbar eine so kurze Zeit seines Lebens war."

Und Hermann Minkowski, ehemaliger Professor Albert Einsteins, meinte später: "Das ist für mich eine große Überraschung gewesen, denn Einstein war ein großer Faulpelz, und für Mathematik interessierte er sich überhaupt nicht."
Albert Einstein und die Mathematik
Doch nicht nur am mangelnden Interesse dürfte Albert Einsteins Mathematik-Studium gescheitert sein. Eigenen Angaben zufolge sei seine "Intuition auf mathematischem Gebiet nicht stark genug gewesen, um das fundamental Wichtige, Grundlegende sicher vom Rest der mehr oder weniger entbehrlichen Gelehrsamkeit zu unterscheiden."
Manuskripte verloren gegangen
Die Originalmanuskripte der Arbeiten sind indessen verloren gegangen. Wer, was und wie viel zur Entwicklung der Relativitätstheorie, mit der das "Jahrhundertgenie Einstein" weltberühmt werden sollte, beigetragen hat, lässt sich nicht eruieren.

Fünfzig Jahre nach Veröffentlichung der "Elektrodynamik bewegter Körper" gab der Physiker Abraham Joffe an, die Originalschrift des Artikels 1905 gesehen zu haben. Er hatte zu jener Zeit in der Redaktion der Leipziger Zeitschrift gearbeitet: Der Artikel sei mit A. Einstein-Marity unterzeichnet gewesen. (Anm.: "Marity" ist die hungarisierte Schreiweise von "Maric).

Abraham Joffe hatte angenommen, in der Schweiz sei es üblich, dass Ehemänner den Nachnamen der Ehefrau als Doppelnamen annahmen.
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Einstein-Manuskripte im WWW
Die Hebrew University of Jerusalem ermöglicht den online-Zugang zu Manuskripten aus den Albert Einstein Archives.
->   Einstein Archives Online
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Der Nobelpreis und das Preisgeld
1922 erhält Albert Einstein den Nobelpreis für "Verdienste auf dem Gebiet der theoretischen Physik". Er fährt nach Zürich, um das Preisgeld mit Mileva Maric, von der er sich getrennt hat, zu teilen.

Mileva Marics Biografin Desanka Ðuric-Trbuhovic wertete das Vorgehen Albert Einsteins als symbolische Anerkennung für die Arbeit seiner Ex-Frau.

Das Geld sei keine finanzielle Entschädigung angesichts spärlich eintreffender Unterhaltszahlungen für die beiden gemeinsamen Söhne gewesen, sondern hätte Mileva Maric persönlich gegolten.
Öffentliche Anerkennung ausgeblieben
Während Albert Einstein die wissenschaftliche Leistung Mileva Marics gegenüber Bekannten, Freunden und Verwandten sehr wohl formuliert hatte, blieb ihr öffentliche Anerkennung Zeit ihres Lebens verwehrt.

[15.4.05]
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Über die Autorin
Natascha Vittorelli ist Historikerin, war DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2001-2004) und lehrt an der Universität Wien. Im Rahmen ihrer Dissertation forscht sie zur Geschichtsschreibung von Frauenbewegungen.
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->   Einstein-Archiv der ETH Zürich
->   Albert Einstein bei Wikipedia
->   Das Stichwort Einstein im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010