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Neandertaler aßen fast nur Fleisch  
  Die Neandertaler verzehrten fast ausschließlich Fleisch - und das am liebsten vom Mammut, Riesenhirsch und Wollnashorn. Dies haben erste Untersuchungen an den Knochen von bisher sieben Neandertalern gezeigt.  
Die vor knapp 30.000 Jahren ausgestorbenen Urmenschen hätten sich so einseitig wie Wölfe ernährt, erklärten Urgeschichtsforscher am Donnerstag in Bonn.

Auch das im Landesmuseum Bonn lagernde Skelett des 1856 entdeckten "Namenspatrons" aller Neandertaler sowie ein Neufund aus dem Tal östlich von Düsseldorf sollen in den kommenden Monaten naturwissenschaftlich in Sachen Urmenschen-Speiseplan untersucht werden, um diese bisherigen Erkenntnisse zu überprüfen.
Elementanalyse der Knochen gibt Auskunft
Bei den Untersuchungen, die bereits an sieben Neandertalern von Fundorten zwischen Frankreich und Kroatien aus einer Zeitspanne von 100.000 Jahren unternommen worden sind, geben die Mengenverhältnisse der Elemente Kohlenstoff und Stickstoff in der Knochensubstanz genaue Auskunft über die Ernährungsgewohnheiten.

Dies erklärten Professor Michael P. Richards vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie (Leipzig) und der Leiter des Neandertaler- Forschungsprojektes, Ralf W. Schmitz (Bonn/Tübingen).
Ernährung polarer Eskimos am ähnlichsten
Unter allen lebenden Menschengruppen seien die Knochen-Befunde polarer Eskimos den Werten der "wölfischen" Neandertaler am nächsten, sagte der kanadische Archäologe Richards.

Überraschend sei, wie sehr die Neandertaler auf Großwild als Nahrungsquelle fixiert gewesen seien. Die Fleischrate bei den rund 200.000 Jahre lang Europa besiedelnden Neandertaler läge bei über 90 Prozent.
Neandertaler besaßen Sprache und soziale Organisation
Als "erfolgreiche Jäger" müssen sie über Sprache und Organisationstalent für Treibjagden auf das bevorzugte gefährliche Wild verfügt haben, sind sich die Experten einig.

Ob das Aussterben dieser großen Tiere auch zum Aussterben der Neandertaler geführt habe, sei derzeit "eine der meist diskutierten Fragen der Fachwelt", meinte Schmitz.
Moderner Mensch hatte vielfältigeren Speisezettel
Fest steht aber, dass der jüngere Homo sapiens, der im Gegensatz zum Neandertaler direkter Vorfahr der heutigen Menschen ist, ein vielfältigeres Fleischangebot nutzte.

Er verzehrte auch Kleintiere, Geflügel "oder Schnecken, die sind nicht so schnell", ist sich Urmenschen-Forscher Schmitz sicher. Auch über den Speisezettel wolle die Wissenschaft entschlüsseln, "worin der minimale Vorteil des Sapiens bestand, sich in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit durchzusetzen".

Bei einer weltweit bisher einmaligen Ausstellung werden zum 150. Jahrestag des Neandertaler-Fundes im Sommer 2006 fast 60 Original- Fossilien der wichtigsten menschlichen Ahnen aus über vier Millionen Jahren im Bonner Landesmuseum zu sehen sein.

[science.ORF.at/dpa, 15.4.05]
->   Das Stichwort Neandertaler im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010