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Skipisten schädigen Pflanzen der Alpen  
  Pistenraupen und Kunstschnee verhelfen Skitouristen zu einem angenehmen Urlaub. Laut einer Schweizer Studie bedrohen sie aber die ökologische Vielfalt der Alpen: Auf präparierten Skipisten gibt es elf Prozent weniger Pflanzenarten als abseits der Bahnen.  
Dies berichtet ein Team um die Umweltwissenschaftlerin Sonja Wipf vom Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos im "Journal of Applied Ecology".

Für die Studie haben sie die Pflanzenvielfalt in zwölf Schweizer Skigebieten untersucht.
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Die Studie "Effects of ski piste preparation on alpine vegetation" ist im "Journal of Applied Ecology" (Bd. 42, S. 306; 18. April 2005) erschienen.
->   Die Studie (Volltext)
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Rückgang von Frühblühern, Bodenchemie ändert sich
Besonders betroffen von dem Eingriff seien holzartige Pflanzen und Frühblüher. Der Boden werde bei der Begradigung der Pisten mit Raupen und Baggern stark beschädigt. Zwar versuche man mit neuem Saatgut die Flächen zu retten.

Doch viele Hänge, die vor 30 Jahren mit Maschinen planiert wurden, hätten sich trotzdem bis heute nicht erholt. Kunstschnee führe zu einem Rückgang früh blühender Pflanzen und verändere die chemische Zusammensetzung des Bodens.
Viermal mehr Mineralien und Nährstoffe
Die Schneedecke auf Kunstschneepisten war laut den Forschern im Schnitt um 70 Zentimeter dicker und enthielt doppelt so viel Wasser wie diejenige auf Naturschneepisten.

Im Schmelzwasser des Kunstschnees seien zudem viermal mehr Mineralien und Nährstoffe als im natürlichen Schmelzwasser gewesen. Als Folge davon nahmen auf Kunstschneepisten die Nährstoff- und Wasserversorgung zu.
Immer höhere Abfahrten
Angesichts des Klimawandels würden in vielen Skiregionen immer höhere Abfahrten eingerichtet. Dabei komme es auch verstärkt zum Einsatz von Kunstschnee.

In ökologisch hochwertigen Gebieten sollte auf eine Bearbeitung der Pisten völlig verzichtet werden, schreiben die Forscher.
Details der Studie
- Der Boden unter Naturschneepisten erreichte Tiefsttemperaturen von unter minus zehn Grad Celsius, jener unter Kunstschneepisten von ca. null Grad - was bestimmte Pflanzen bevorzugt (Windheidearten).

- Auf Kunstschneepisten blieb der Schnee zwei bis drei Wochen länger liegen als daneben. Der Beginn des Pflanzenwachstums war dadurch verzögert.

- Sowohl auf Natur- als auch auf Kunstschneepisten war die Diversität an Arten und Produktivität im Vergleich zu ungestörten Kontrollflächen verringert.

- In Tests zu Auswirkungen von Schneezusätzen auf alpine Pflanzen stellten die Forscher schwache Veränderungen im Wachstum (bei Verwendung von Kristallisationskeimen), zum Teil aber auch eine erhebliche Düngewirkung (durch Schneehärter) fest.

[science.ORF.at/APA/dpa, 19.4.05]
->   Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung
->   Literatur zum "Projekt Kunstschnee" (SLF)
->   Mehr zu dem Thema von science.ORF.at-Host Peter Höller (Uni Innsbruck)
 
 
 
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01.01.2010