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George W. Bush: Namenspatron für Schwammkugelkäfer  
  Die Benennung einer neu entdeckten Schwammkugelkäfer-Art nach US-Präsident George W. Bush sorgt für Streit unter den Zoologen. "Religion und Politik sollten bei der Benennung von Tieren ausgeblendet werden", sagte der Sekretär des Internationalen Tiernamen-Ausschusses (ICZN), Andrew Polaszek.  
Der Namensvorschlag der Insektenforscher Quentin Wheeler und Kelly Miller verstoße "gegen den Geist" des internationalen Tiernamen-Kodexes, über dessen Einhaltung die Londoner Organisation wacht.
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Der Artikel "Celebrity beetles" von Andy Coghlan und James Randerson erschien im Wissenschaftsmagazin "New Scientist" (Ausgabe vom 23.4.05, S.14).
->   New Scientist
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Agathidium bushi frisst Schleimpilze
Wheeler und Miller von der Cornell University hatten im März vorgeschlagen, von 65 neu entdeckten Käferarten eine mit dem wissenschaftlichen Namen Agathidium bushi zu belegen. Die betreffenden Käfer ernähren sich von Schleimpilzen.

Zwei weitere Schwammkugelkäfer-Arten wollen die Insektenexperten nach Bushs Stellvertreter Dick Cheney (Agathidium cheneyi) und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld (Agathidium rumsfeldi) taufen.
->   Bilder von Schwammkugelkäfern
Ausdruck der Bewunderung?
Nicht nur nach Einschätzung des "New Scientist" ist der Fall ein gefundenes Fressen für Spaßvögel und Bush-Gegner. Beide Forscher beteuerten aber, sie seien politisch konservativ eingestellt und bewunderten Bushs Politik.

Mit der Namensgebung sollten Bush und die beiden wichtigen Mitglieder seiner Regierung geehrt werden. Wheeler räumte gegenüber dem "New Scientist" ein, die Gefahr von Missverständnissen bestehe. "Aber das war nicht meine Absicht."

Er habe auch eine Käferart nach seiner Frau benannt. Ein anderer Käfer soll wegen seiner Kopfform nach "Star Wars"-Bösewicht Darth Vader Agathidium vaderi heißen.
Keine feste Regeln für Namensgebung
Feste Regeln über unzulässige Artennamen gibt es nicht. Der Londoner ICZN-Ausschuss, der die oberste Regulierungsgewalt über die Namensvergabe in der Tierwelt hat, kann allerdings Namensvorschläge zurückweisen, die er als beleidigend ansieht.

Obwohl Namen von Politikern normalerweise nicht akzeptiert werden, ließ der Ausschuss etwa die Benennung einer Wespenart nach dem früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela zu.
Humorige Aussendung einer US-Universität
Die Cornell University, an der beide Entomologen zum Zeitpunkt ihrer Entdeckungen tätig waren, kommentiert die Angelegenheit jedenfalls in humorvollem Tonfall:

"US-Präsident Bush, Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mögen vielleicht keine nach ihnen benannte Bibliotheken, Flughäfen oder Autobahnen bekommen", heißt es in einer Aussendung der Universität: "Aber jeder hat einen Schwammkugelkäfer, benannt zu seinen Ehren."

[science.ORF.at/APA/AFP, 21.4.05]
->   Zur Mitteilung der Cornell University
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01.01.2010