News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Keine "Wundermittel" gegen Grauen Star  
  Die Operation des Grauen Stars wird heute zwar häufig durchgeführt, doch nicht immer können damit alle Sehprobleme gelöst werden. Denn manchmal kommt auch noch eine Netzhautdegeneration hinzu.  
Darauf machten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien Augenmediziner aufmerksam. Anlass ist die bevorstehende Jahrestagung der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft.
Chirurgie bei Kurzsichtigkeit nur dritte Wahl
Rupert Menapace von der Universitäts-Augenklinik am Wiener AKH tritt überhaupt für eine realistische Einschätzung der Augenchirurgie ein. Dies gilt auch für die oft sensationsmäßig angepriesene refraktäre Chirurgie - also die Behebung von Kurzsichtigkeit per Eingriff an der Hornhaut.

Der Experte: "Erste Wahl ist die Brille, zweite Wahl ist die (Kontakt-)Linse, die Chirurgie ist erst dritte Wahl. Jedes Versprechen, dass es ein Leben ohne Brille gibt, gilt nur bis zum 45. Lebensjahr."
Grauen Star bekommt jeder
Riesengroß waren in den vergangenen 20 Jahren die Fortschritte in der Behandlung des Grauen Stars, also der altersbedingten Trübung der Linse.

Roderich Fellner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Ophthalmologie: "Üblicherweise tritt ein Grauer Star erst ab dem 60. Lebensjahr auf. Einen Grauen Star bekommt jeder, er muss nur lange genug leben. Schon mit dem 40. Lebensjahr lässt die Linse nur noch halb so viel Licht durch wie bei einem Neugeborenen. Die Operation ist heute weltweit die häufigste Operation."
2003 mehr als 47.000 Operationen in Österreich
Durch die immer größer werdende Lebenserwartung nimmt die Zahl der Eingriffe, bei der die trübe körpereigene Linse aufgelöst, abgesaugt und durch eine Kunstlinse ersetzt wird, immer mehr zu. In Österreich waren es beispielsweise im Jahr 2002 exakt 45.742 Staroperationen, im Jahr darauf bereits 47.488.
Verfeinerte Technik
Die Technik wurde enorm verfeinert. Menapace: "Früher musste das Auge mit einem großen Schnitt geöffnet und dann genäht werden. Heute ist der Schnitt nur noch drei Millimeter lang, es muss nicht mehr genäht werden."

Die Kunstlinsen sind faltbar und können so durch den Minischnitt ins Auge eingebracht werden. Es gibt auch bereits Bifokal-Linsen und solche, die Astigmatismus ausgleichen.
Nur noch zehn Prozent mit Folgeproblemen
Die Häufigkeit eines "Nach-Stars", bei dem nach der Operation Linsenzellen neu einwandern und wieder zu Behinderungen führen - sie können per Laser behandelt werden -, liegt nur noch bei weniger als zehn Prozent.

Die Operation dauert insgesamt eine halbe Stunde. Nur noch das Auge selbst wird anästhesiert. Die Patienten sind sofort nach dem Eingriff belastbar.
Makuladegeneration erschwert Situation
Allerdings, 20 Prozent der Patienten mit Grauem Star im Alter von 70 Jahren haben auch noch zusätzlich eine Makuladegeneration. Das bedeutet, dass die Beseitigung der getrübten Linse nicht alle Probleme behebt.

Susanne Binder, Leiterin der Augenabteilung an der Wiener Rudolfstiftung: "Hier operiert man die Patienten nicht zu früh, weil man nicht sicher ist, ob nicht durch die Operation die Makuladegeneration etwas voran getrieben wird."

Bei dieser Erkrankung wird derzeit auch versucht, durch die Gabe von Antioxidanzien, Vitaminen und Spurenelementen das Fortschreiten zu verzögern. Doch es gibt bisher eher Hinweise und noch keine endgültigen Beweise für die Wirksamkeit einer solchen Behandlung.

[science.ORF.at/APA, 21.4.05]
->   Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010