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Tsunami: Forscher befürchten weitere Mega-Beben  
  Das schwere Tsunami-Erdbeben von Dezember 2004 war möglicherweise nur der Auftakt einer ganzen Serie von Mega-Erdstößen. Laut einem russischen Forscher könnte uns ein Cluster an Extrem-Beben bevorstehen.  
Volodya Kossobokov von der Russischen Akademie der Wissenschaften präsentierte seine Thesen bei der noch bis Freitag in Wien stattfindenden Jahrestagung der European Geosciences Union (EGU).
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Erdbeben häuften sich schon in der Vergangenheit
"Die schwersten Beben des 20. Jahrhunderts haben sich innerhalb von 12 Jahren ereignet: 1952 Kamtschatka, 1957 Alaska, 1960 Chile und 1964 abermals Alaska", argumentierte Kossobokov.

Auch in der weiter zurück liegenden Geschichte seien immer wieder solche Häufungen - so genannte Cluster - an Mega-Erdbeben zu beobachten. Die Chance, dass dieser Befund zufällig sei, bezifferte der Wissenschafter mit "unter einem Prozent".
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Gründe für Erdbeben-Zyklen nicht klar
Genau betrachtet hat der Reigen bereits begonnen, ist der russische Experte überzeugt. Kossobokov verwies auf das heftige Seebeben vom 28. März, das in seiner Heftigkeit dem vom Dezember kaum nachstand. "Es war bloß Glück, dass kein Tsunami entstand", so der Wissenschaftler.

Was es mit den Clustern auf sich hat, was die Ursachen sind, ist bis heute nicht klar, räumte der Erdbebenforscher ein. Auch sei noch nicht schlüssig nachzuweisen, ob die Cluster in irgendwelchen erkennbaren Zyklen auftreten.
Tsunami-Warnsystem für Mittelmeer
Die Erkenntnisse Kossobokovs sind jedenfalls für Stefano Tinti von der Universität Bologna (Italien) ein Grund mehr, ein effektives Tsunami-Warnsystem auch für das Mittelmeer einzufordern.

Laut einer noch laufenden Recherche habe es in den vergangenen 4.000 Jahren weltweit etwa 2.000 Tsunami-Ereignisse gegeben, im Mittelmeer immerhin 250.
Tektonische Voraussetzungen sind gegeben
Die tektonischen Voraussetzungen für ein Katastrophen-Szenario sieht Tinti in einigen Regionen im Mittelmeer gegeben, so um Italien, Griechenland oder vor Algerien. Hier könnten sich jederzeit Erdbeben mit anschließenden Tsunamis vergleichbar mit Sumatra im Dezember ereignen.
Bestehendes Warnsystem zu langsam
Das bestehende Erdbeben-Warnsystem für Tsunamis auszubauen, hält Tinti für nicht ausreichend, weil zu langsam. So würde eine Riesenwelle, die beispielsweise vor Algerien entsteht, innerhalb einer Stunde die spanischen und auch französischen Küsten erreichen.

"Wir brauchen in besonders gefährdeten Gebieten zusätzlich zu großen Warnsystemen auch lokale Einrichtungen, welche die Bevölkerung innerhalb von ein bis zwei Minuten warnen können", ist der Experte überzeugt.

[science.ORF.at/APA, 27.4.05]
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01.01.2010