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Gedenkjahr: Historiker für Staatsvertrags-Feiertag  
  Der Historiker Gerald Stourzh spricht sich anlässlich des heurigen Staatsvertragsjubiläums für einen neuen Nationalfeiertag aus. Sein Vorschlag: "Tausche 26. Oktober gegen 15. Mai."  
Stourzh argumentiert damit, dass die emotionale Reaktion der Bevölkerung auf die Staatsvertrags-Unterzeichnung im Mai 1955 viel positiver gewesen sei als auf das Neutralitätsgesetz im Oktober.
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Internationale Konferenz
Die Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich ab 8. Mai in einer viertägigen, international besetzten Konferenz mit dem Staatsvertrag, seiner Vorgeschichte und seiner Wirkung bis heute. Sie wird am Sonntag mit einem Festvortrag des Franzosen Georges-Henri Soutou eröffnet.
->   Details zur Konferenz
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Gefahr einer "totalen Abschottung" des Ostens
Gerald Stourzh, Autor eines Standardwerks zum Thema: "Das wichtigste am Staatsvertrag war es, die Ost-West-Besetzung Österreichs zu beenden."

Schließlich sei damals befürchtet worden, dass die durchs Land verlaufende Trennlinie im Fall eines Konflikts zu einer "totalen Abschottung" des Ostens von Westösterreich führen könnte.
Sowjets über mögliche Teilung "massiv beunruhigt"
Bei der Konferenz, die am Sonntag mit einem Festvortrag des Franzosen Georges-Henri Soutou eröffnet wird, sollen auch neuere Forschungsergebnisse diskutiert werden, die sich aus der Öffnung der russischen Archive ergeben haben.

Als Beispiel verwies Konferenz-Koordinator Wolfgang Mueller etwa auf die Erkenntnis, dass auch die Sowjets seit 1946 "massiv beunruhigt" über eine mögliche Teilung Österreichs nach deutschem Vorbild waren. So habe man der KPÖ bereits 1948 klar gemacht, dass eine Teilung nicht in Frage komme.
Vor Staatsvertrag Truppen in Osteuropa absichern
Warum die Sowjetunion dem Staatsvertrag erst 1955 zustimmen wollte, liegt laut Mueller auch an der Sorge um die völkerrechtliche Legitimität der sowjetischen Truppenstationierungen in Osteuropa.

Im sowjetischen Friedensvertrag mit Ungarn und Rumänien waren sowjetische Militär-Kontingente nämlich nur für die Dauer der Besatzung in Österreich vorgesehen. Erst mit Unterzeichnung des Warschauer Paktes am 14. Mai 1955, also am Vortag des Staatsvertrages, wurde eine neue Rechtsgrundlage für die Truppenstationierungen geschaffen.
Haltung von Dritt- und Nachbarstaaten
Ebenfalls beleuchtet werden soll bei der Konferenz die Haltung von Dritt- und Nachbarstaaten zum Staatsvertrag - etwa jene Jugoslawiens. Gebietsansprüche in Südkärnten haben dabei laut Arnold Suppan von der Akademie der Wissenschaften zuletzt keine Rolle mehr gespielt und waren ab 1952 "abgehakt".

Bedauerlich finden die Historiker, dass die Staatsvertrags-Bestimmungen über die zweisprachigen Ortstafeln immer noch nicht umgesetzt wurden. Sie hoffen auf ein "Geburtstagsgeschenk" zum 50. Vertragsjubiläum.

[science.ORF.at/APA, 3.5.05]
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Gedenkjahr 2005
In loser Folge erscheinen in science.ORF.at redaktionelle Texte und Gastbeiträge zu dem Schwerpunkt "Gedenkjahr 2005". Bisher erschienen:
Ausstellung über Zwangsprostitution im KZ (2.5.05)
Die UdSSR und Österreich in der Nachkriegszeit (27.4.05)
Christian Fleck: Österreichs Unis nach 1945 "selbstprovinzialisiert" (25.4.05)
Barbara Stelzl-Marx: "Russenkinder" zwischen Tabuisierung und Stigmatisierung (22.4.05)
Fotos und Dokumente zur "Roten Armee in Österreich" (22.4.05)
Austrofaschismus: Politischer Wille zur Umgestaltung (7.4.05)
Gedenkjahr: Widerstand an den Unis vor 60 Jahren (4.4.05)
Otto Urban: Vor 65 Jahren "endgültige" Liquidierung Österreichs (30.3.05)
Michael John: Neo-Mythologisierung der Zeitgeschichte (18.3.05)
Siegfried Mattl: Beglaubigte Geschichte (9.3.05)
Österreich würdigt Widerstand in der Nazi-Zeit (19.1.05)
->   2005.orf.at
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01.01.2010