News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Afrikanischen Buntbarschen auf der Evolutions-Spur  
  Warum haben Flüsse des südöstlichen Afrikas eine solche Vielfalt von Buntbarschen, die sonst nur in den großen Seen - und in vielen heimischen Aquarien - zu finden ist? Der Lösung des Rätsels dürfte eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung österreichischer Evolutionsbiologen näher gekommen zu sein. Sie vermuten, dass auch die Fische in den Flüssen aus einem riesigen See stammen - der allerdings vor rund 2.000 Jahren völlig ausgetrocknet ist.  
Analyse des Erbguts
Tanganyika-, Malawi-, und Viktoriasee sind, was Süßwasserfische anbelangt, die artenreichsten Gewässer der Welt. Das hängt mit der Vielfalt der aquatischen Lebensräume zusammen, die es den Arten ermöglicht, sich auf unterschiedliche ökologische Nischen zu spezialisieren.

Die Erklärung, wie sich ein solcher Artenreichtum auch in den Flüssen des südlichen Afrika entwickelt konnte, liefert nun die Analyse des Erbguts.
...
Die Studie "An extant cichlid fish radiation emerged in an extinct Pleistocene lake von Domino" von A. Joyce und Kollegen ist am 5. Mai 2005 im Wissenschaftsmagazin "Nature" erschienen (Band 435, S. 90-95, doi:10.1038/nature03489).
->   Original-Abstract in Nature
...
Haplochromine im Visier der Forscher
Die farbenprächtige Familie der Buntbarsche (Cichliden) ist bei Aquarien-Besitzern sehr beliebt. Die artenreiche Familie ist aber auch für Evolutionsforscher interessant - hier vor allem die so genannten Haplochromine.

Die internationale Biologengruppe hat die mitochondrionale DNA der Cichliden des oberen Kongo und Sambesi, des Okavango, Cunene und Limpopo untersucht. So wollte man über genetische Varianten auf die Abläufe der Entstehung der Arten schließen.
Neue, spezialisierte Arten entstanden ...
Dabei stellte sich heraus, dass es zu einer so genannten "adaptiven Radiation" gekommen sein muss. Das ist die Entstehung neuer, sehr spezialisierter Arten aus einer wenig spezialisierten, bereits vorhandenen Art innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes.
... in vor 2.000 Jahren ausgetrocknetem See
Ort dieses Vorganges scheint ein heute verschwundener See zu sein. Wo der vor rund 2.000 Jahren ausgetrocknete Makgadikgadi-See lag, erstreckt sich heute zum einen das Okavango-Delta und weiter südlich die Makgadikgadi-Salzpfanne im heutigen Botswana.
See so groß wie die Schweiz
Der See dürfte laut geologischer Befunde vor 315.00 bis 460.000 Jahren durch eine Erdverwerfung entstanden, von u.a. Sambesi und Cuando gespeist worden und so groß wie die Schweiz gewesen sein.

Eine zweite Verwerfung ließ den Zufluss in das Makgadikgadi-Becken jedoch wieder langsam verebben. Zusätzliche Klimaänderungen vor rund 20.000 Jahren scheinen zur Austrocknung geführt zu haben, sodass sich die Fische in die einmündenden Flüsse zurückzogen, vermuten die Biologen anhand der ähnlichen genetischen Befunde.
See hat Flüsse rund herum "befruchtet"
"Der See hat offenbar alle großen Flusssysteme des südlichen Afrika mit ökologisch unterschiedlichen Cichliden 'befruchtet'. Das zeigt auch, wie ein eigentlich sehr lokaler evolutionärer Prozess während einer sehr kurzen Zeit einen wichtigen, anhaltenden Effekt auf die Biodiversität im kontinentalen Maßstab haben kann", so der Evolutionsbiologe und Leiter des Institutes für Zoologie der Uni Graz, Christian Sturmbauer.

Sein Team erforscht die Beziehungen der Arten des Tanganyikasees und hat nun genetisches Vergleichmaterial aus Sambia beigesteuert.

[science.ORF.at/APA, 5.5.05]
->   Institut für Zoologie (Universität Graz)
Jüngste Meldungen zu Fischen in science.ORF.at:
->   Kurzlebigstes Wirbeltier wird nur 59 Tage alt (25.4.05)
->   "Afrikas ältester Fisch" in Südafrika entdeckt (18.4.05)
->   Vertrauter Lärm zieht Fische an (8.4.05)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010