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Neue Strategie gegen Sepsis  
  Blutvergiftungen sind speziell auf Intensivstationen verbreitet, ihre Diagnose schwierig: Ein internationales Medizinerteam hat nun eine neue Strategie gegen die tödliche Sepsis entwickelt.  
"Wir beschreiben einen neuen therapeutischen Ansatzpunkt für die Behandlung der tödlichen Sepsis durch die Verwendung von Lipopeptiden, die wir Pepducine genannt haben und die in Zellen entweder einzelne oder mehrere Rezeptoren für Immunbotenstoffe (Chemokine, Anm.) anpeilen", schreibt die Tiroler Medizinerin Nicole Kaneider und ihr Team von der Tufts-Universität/Boston in einer aktuellen Studie.
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Die Studie "Reversing systemic inflammatory response syndrome with chemokine receptor pepducins" wurde als Online-Vorabpublikation in "Nature Medicine" (doi: 10.1038/nm1245; 8. Mai 2005) veröffentlicht.
->   Original-Abstract in "Nature Medicine"
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Pepducine ...
Im Labor von Athan Kuliopulos am Institut für Molekulare Onkologie des New England Medical Center der Tufts Universität werden seit längerem Forschungsarbeiten über Pepducine durchgeführt.

Es handelt sich dabei um Substanzen, welche die Weitergabe von Signalen an den Zellkern blockieren. Die Pepducine sollen die Anteile der Rezeptoren an der Innenwand der Zellen blockieren.
... hemmen Immunbotenstoff
Die Wissenschaftler entwickelten Pepducine, welche die Wirkung des Immunbotenstoffs Interleukin-8 hemmen sollen. IL-8 wirkt auf die Obeflächenrezeptoren CXCR1 und CXCR2 und spielt durch das Ankurbeln einer überschießenden Entzündungsreaktion im ganzen Körper bei einer Blutvergiftung (Sepsis) eine entscheidende Rolle.

Am Ende steht oft der septische Schock mit der akuten Aktivierung des Blutgerinnungssystems und das Multi-Organ-Versagen.
Verhindern Überreaktion weißer Blutkörperchen
Die Expertin: "In der Vergangenheit sind klinische Studien mit der kompletten Immunsuppression zur Verhinderung dieser systemischen Entzündungsreaktion ohne positive Effekte geblieben und fehlgeschlagen. Die Pepducine unterdrücken die Abwehrkräfte nicht, sie hindern vielmehr die weißen Blutkörperchen an einer Überreaktion und somit daran, mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Eine selektive Hemmung des IL-8-Rezeptors könnte aber trotzdem noch eine körpereigene Immunreaktion gegen die eingedrungenen Keime zulassen."
Auch keine Folgewirkungen
Die Wissenschafter testeten den Effekt an Labormäusen bei durch Bakterien hevorgerufener Sepsis. Dabei stellte sich eine fast 100-prozentige Schutzwirkung bei den Tieren heraus. Es kam auch nicht zu den bei Sepsis typischen Blutungs- bzw. Thrombose-Erscheinungen.

Die Pepducine, die auch schon an Krebs- und Blutungsmodellen getestet wurden, wirkten sogar noch, wenn man einige Zeit mit der Behandlung der Tiere zuwartete.

[science.ORF.at/APA, 9.5.05]
->   Nicole Kaneider, Tufts-Universität/Boston
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Sepsis
 
 
 
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01.01.2010