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Je vertiefter die Sprache, desto mehr wird gestikuliert  
  Wenn man sich verbal nicht mehr weiterhelfen kann, weil die Sprachkenntnisse fehlen, beginnt man "mit Händen und Füßen" zu sprechen. Dass diese Redeweise so nicht stimmt, haben nun kanadische Psychologen herausgefunden. In ihren Versuchen zeigte sich nämlich, dass zweisprachige Kinder in jener Sprache, in der sie sich sicher fühlen, auch mehr gestikulieren.  
Handbewegungen öffnen Zugang zu "Gespeichertem"
Die Forscher vermuten, dass es eine Verbindung zwischen dem Gestikulieren und dem Abrufen von Erinnerungen gibt. "Je stärker man die Hände bewegt, desto mehr Zugang hat man zu Gespeichertem, sowohl zu Wörtern als auch zu inhaltlichen Details ", sagt Projektleiterin Elena Nicoladis in einer Presseaussendung der Universität Alberta.
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Die Studie "Gestures by advanced Spanish-English second-language learners" von Elena Nicoladis und Jody Sherman ist im Fachjournal "Gesture" erschienen (Band 4:2, S. 143-156).
->   Zum Original-Abstract
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Untermauerung durch ältere Studien
Untermauerung für ihre These, dass die Heftigkeit des Gestikulierens eng mit den Sprachkenntnissen verknüpft ist, liefert eine ältere Studie von Nicoladis. Sie konzentrierte sich auf eine Gruppe von Chinesen, in der die Männer schlechter Englisch sprachen als die Frauen - und auch weniger gestikulierten.
Unterschied zwischen Geschlechtern
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern - Frauen wird allgemein eine höhere Sprachkompetenz zugeschrieben als Männern - reicht als Erklärung nicht aus.

Zwar konnten sich auch bei den acht- bis zehnjährigen Kindern die Mädchen verbal und über Gesten besser ausdrücken, aber auch innerhalb der Bubengruppe zeigte sich: Je vertiefter die Sprache, desto mehr Bewegung mit den Händen.
Anwendung bei Sprachstörungen
Eine mögliche praktische Anwendung für ihre Erkenntnisse sieht Nicoladis bei der Behandlung von Sprachstörungen. "In einer Situation, in der man sprechen sollte, es aber nicht kann, könnte es helfen, wenn man zu gestikulieren beginnt", so die Psychologin.

[science.ORF.at, 10.5.05]
->   Universität Alberta
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01.01.2010