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Slowenisch: "Hacek" müsste "Stresica" heißen  
  "Reine Schlamperei" sieht der Sprachwissenschaftler Heinz Dieter Pohl in den falsch beschrifteten Ortstafeln im Kärntner Schwabegg/Zvabek. Es sei undenkbar, dass bei deutschen Bezeichnungen die Umlaute fehlen.  
Der renommierte Linguist der Universität Klagenfurt gab aber gleichzeitig zu bedenken: "Wenn eine Gemeinde eine amtliche Ortstafel hat, muss jede Zeile und jeder Strich stimmen."
"Hacek" wird im Slowenischen nicht verwendet
,Der Umstand, dass die Firma, welche die Schilder lieferte, beim slowenischen Namen "Zvabek" auf den "Hacek" vergessen hatte, hat für einiges Aufsehen gesorgt.

Pohl machte im Gespräch mit der APA auf einen weiteren gängigen Fehler im Umgang mit der Sprache aufmerksam: Der Name "Hacek", tschechisch für Haken, werde im Slowenischen gar nicht verwendet.

"Stresica" lautet die korrekte Bezeichnung für den kleinen Strich mit der großen Bedeutung für die richtige Aussprache.
Computer lässt Sonderzeichen verschwinden
Insgesamt steht es laut Pohl nicht zum Besten mit den vielen Sonderzeichen im internationalen Sprachdschungel. An der bedenklichen Entwicklung Mitschuld trägt die Erfindung des Computers.

"Hätte ein Tscheche anstatt eines Amerikaners unsere gängigen Textverarbeitungsprogramme erfunden, gäbe es keine Probleme", meint der Sprachwissenschaftler.
"Missachtung anderer Kulturen"
Die Sonderzeichen, sprachwissenschaftlich "diakritische Zeichen" genannt, würden vor allem im Internet "sträflich vernachlässigt". Für den Universitätsprofessor stellt dies eine "Missachtung aller anderen Kulturen" dar.
Ursprung der diakritischen Zeichen bei Jan Hus
Auch der E-Mail-Verkehr trage wesentlich zur Verdrängung der Haceks, Umlaute und Akzente bei. Pohl: "Ich erhalte selbst Mails aus Slowenien, in denen auf die Sonderzeichen verzichtet wird." Hier bestehe durchaus ein negativer Effekt der Globalisierung. Eingeführt hatte diese Zeichen in den slawischen Sprachen übrigens der tschechische Reformator Jan Hus (1370 - 1415).

[science.ORF.at/APA, 13.5.05]
->   Institut für Sprachwissenschaft und Computerlinguistik (Uni Klagenfurt)
 
 
 
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01.01.2010