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Hochschulranking: Österreichs Unis im Mittelfeld  
  Ob man mit "Hochschulrankings" tatsächlich die Qualität von Universitäten beurteilen kann, ist unter Experten sehr umstritten. Das jüngste Ranking stellt den österreichischen Unis jedenfalls ein durchschnittliches Zeugnis aus. Der einzige Bereich, der an deutschsprachigen Unis im Spitzenfeld liegt, ist die Wirtschaftsinformatik in Linz. Während sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) zufrieden mit den Resultaten zeigte, kam von Opposition und ÖH Kritik.  
Die Ergebnisse des Rankings deutscher, Schweizer und österreichischer Universitäten wurden am Mittwoch von der Österreichischen Qualitätssicherungsagentur AQA in Wien präsentiert.

Bei dem Hochschulvergleich wurden heuer die Fachbereiche Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften von über 100 Unis, davon acht aus Österreich, bewertet.
->   Hochschulranking 2005
Versuch einer differenzierten Betrachtung
Grafik: APA, Quelle: AQA
Bei dem von AQA und dem deutschen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) durchgeführten Hochschulvergleich, dessen Gesamtergebnis in der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht wird, werden nicht ganze Universitäten, sondern Fachbereiche anhand von Fakten sowie Studenten- und Professorenurteilen bewertet und drei Ranggruppen (Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe) zugeordnet.

"Es geht nicht um ein plakatives Ergebnis mit platter Bewertung, sondern um eine differenzierte Betrachtung", betonten der Rektor der Uni Salzburg und AQA-Vorsitzende Heinrich Schmidinger und AQA-Geschäftsführer Alexander Kohler.
Zwischen einem Zweier und einem Dreier
Grafik: APA, Quelle: AQA
Nach Ansicht von Barbara Birke, die in der AQA die Projektleitung des Rankings innehatte, werden die Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Österreich "insgesamt gesehen gut beurteilt".

Die meisten durchschnittlichen Bewertungen liegen demnach zwischen zwei und drei auf einer sechsteiligen Notenskala (von eins="Sehr gut" bis sechs="Sehr schlecht"). Bewertungen schlechter als vier seien eher die Ausnahme.
Stärke Raumausstattung, Schwäche Praxisbezug?
Grafik: APA, Quelle: AQA
Als klare Stärke der österreichischen Unis zeigte sich in dem Ranking die räumliche Ausstattung (Platzangebot, Zustand, technische Ausstattung von Hörsälen etc.) - ein Befund, der angesichts immer wieder geäußerter Kritik an der Raumsituation der Unis doch einigermaßen überraschend kommt.

Weitere Stärken sind die Betreuung und der Kontakt zu Lehrenden, der Kontakt der Studenten untereinander sowie Bibliotheken.

Eindeutige Schwäche ist über alle Unis und Fachbereiche hinweg die mangelnde Einbeziehung der Praxis in die Ausbildung, konkret Angebote zur Förderung des Berufsfeld- und Arbeitsmarktbezugs sowie der Praxisbezug der Lehrer, und studentische Arbeitsplätze, etwa Selbststudienbereiche.
Wirtschaftsinformatik Uni Linz "am besten"
Der bestgereihte Fachbereich in Österreich ist die Wirtschaftsinformatik der Uni Linz, die in einem von der "Zeit" nach fünf ausgewählten Kriterien erstellten Kompaktranking unter den besten Unis und damit als einziger Bereich aus Österreich in das internationale Spitzenfeld vorstoßen konnte.

"International im guten Mittelfeld" liegen auch die Betriebswirtschaft der Uni Klagenfurt, die Volkswirtschaft der Uni Linz, die Politikwissenschaft der Uni Innsbruck und die Soziologie der Uni Linz.

Im Vergleich zu den anderen Fachbereichen schneiden die österreichischen Studienangebote der Betriebswirtschaft "eher schlecht" ab. Bei der Gesamtbewertung der Studiensituation liegen hier die Unis Graz, Innsbruck, Wien und die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien in der Schlussgruppe.
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Die Methode des Rankings
Das Hochschulranking erstellt keine Reihenfolge von der besten bis zur schlechtesten Uni, sondern vergleicht einzelne Fachbereiche nach verschiedenen Indikatoren miteinander. In das Ergebnis fließen sowohl Fakten als auch Urteile ein, die zueinander aber nicht gewichtet werden. Für die Urteile werden Online-Erhebungen bei Studierenden und Lehrenden durchgeführt, zu den Fakten zählen Indikatoren wie wissenschaftliche Veröffentlichungen.

In dem Ranking werden auch keine Rangplätze, sondern Ranggruppen vergeben und die Fachbereiche der einzelnen Unis je nach Ergebnis in die Spitzen-, Mittel- oder Schlussgruppe eingeordnet. Das soll sicherstellen, dass sich die Spitzen- und die Schlussgruppe statistisch bedeutsam vom Gesamtmittelwert unterscheiden. Die Unterschiede innerhalb der Gruppen sind dagegen als nicht bedeutsam anzusehen, die Reihung innerhalb der Gruppen erfolgt alphabetisch.
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Von "Weltklasse" entfernt
Auch Schmidinger musste eingestehen, dass man mit diesem Ergebnis noch weit von der "Weltklasse" entfernt sei. "Die Zielsetzung ist, dass es besser wird; in dem Fall ist der Weg das Ziel", meinte der Rektor.

Mit dem Ranking werde den Unis ein Spiegel vorgehalten, sie müssten sich jetzt die Frage stellen, was mit den Ergebnissen zu tun sei. "Ich hoffe, dass das die Universitäten in ihrem Reform- und Selbstreflexionsprozess vorantreibt", so Schmidinger.
Kleine Unis sind besser dran
Kleinere Unis schneiden laut AQA tendenziell besser ab, was etwa das Beispiel Linz mit drei Angeboten im Spitzenfeld bzw. guten Mittelfeld zeigt und der "Geheimtipp" Uni Klagenfurt in Betriebswirtschaft.

Die größeren Unis können dagegen vor allem bei den Forschungsindikatoren punkten, wie beispielsweise der Bereich Betriebswirtschaft an Uni Wien und WU Wien bei der Zahl der Promotionen zeigt.
Gehrer über Ergebnisse erfreut
Als "erfreuliches Ergebnis" wertet Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) das Hochschulranking. Es zeige "einmal mehr das hohe Niveau der österreichischen Universitäten", so die Ressortchefin in einer Aussendung am Mittwoch.
Kritik von SPÖ
SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal warf Gehrer in diesem Zusammenhang vor, "die schlechten Ergebnisse der Untersuchung" zu verschweigen. Das Hochschulranking zeige, dass Österreichs Universitäten im deutschsprachigen Raum bestenfalls im Mittelfeld liegen würden, so Broukal im SPÖ-Pressedienst.
ÖH: Schlechte Gesamtsituation der Unis
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) wertet das Ranking als weiteren Misserfolg der Bildungsministerin. Die gute Positionierung einzelner Institute könne nicht über die schlechte Gesamtsituation hinweg täuschen.
[science.ORF.at/APA, 18.5.05]
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Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Rangliste der besten 500 Universitäten veröffentlicht (31.8.04)
->   Die wissenschaftliche Produktivität der Nationen (16.7.04)
->   Hochschul-Ranking: Heimische Unis im Mittelfeld (14.4.04)
 
 
 
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01.01.2010