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Hygiene-Museum: Das "Universalmuseum" wird 75  
  Wie moderne Museen aussehen können, führt das heuer 75-jährige Deutsche Hygiene-Museum Dresden vor Augen. Es hat den Wandel vom Domizil der Gesundheitserziehung zum Universalmuseum vom Menschen geschafft.  
Der Industrielle Karl-August Lingner gehörte 1911 zu den Protagonisten der I. Internationalen Hygiene-Ausstellung. 1912 gründete er das Deutsche Hygiene-Museum. Seit 75 Jahren verfügt das Museum über ein eigenes Gebäude, was den Anlass zum Jubiläum gibt.
Von der Volksaufklärung zur Rassenhygiene
Während der Weimarer Republik trug das Museum mit verständlicher Präsentation auf neuestem Stand der Wissenschaft zur Demokratisierung des Gesundheitswesens bei. Nach 1933 missbrauchten die Nazis die "volksaufklärerische" Mission der Einrichtung und ihre Vermittlungsmethoden für ihre Zwecke.

Das aktive Mitwirken an der rassehygienischen Propaganda gilt als finsterstes Kapitel der Geschichte des Hauses. Es soll mit der Übernahme der Schau "Deadly Medicine. Creating the Master Race" des Holocaust Memorial Museum Washington 2006 thematisiert werden.
->   Deutsches Hygiene-Museum Dresden
DDR: Gesundheitliche Aufklärung
Die Bomben auf Dresden im Februar 1945 vernichteten auch große Teile von Lingners Hygiene-Tempel und seiner wertvollen Bestände, zu DDR-Zeiten übernahm das Museum wieder die Aufgabe der gesundheitlichen Aufklärung.
1991: Neukonzeption als "Museum vom Menschen"
Nach der Wiedervereinigung erhielt es 1991 als "Museum vom Menschen" eine neue Konzeption. "Es steht für die klassische Moderne und als Sinnbild des 20. Jahrhunderts für den deutlichen Abstand zum barocken Selbstbild der Stadt", sagt Direktor Klaus Vogel:

Der umfassende Ansatz biete beste Chancen, zur internationalen Spitzengruppe der Wissenschaftsmuseen aufzurücken.
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2004: 220.000 Besucher
Die seit Ende April komplette neue Dauerausstellung zeigt auf 2.500 Quadratmetern erstmals eine große Auswahl von rund 1.400 Stücken der bedeutenden Sammlungen.

Das Museum beherbergt insgesamt mehr als 30.000 Objekte zur Geschichte der Gesundheitsaufklärung und -pflege. 2004 kamen rund 220.000 Neugierige trotz Baustellencharme, 2005 hofft Vogel auf 250.000 Besucher.
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"Hygiene" kein Zugpferd mehr
Im Oktober wird das Haus um ein Kindermuseum ergänzt. Dort könnten Vier- bis Zehnjährige die fünf Sinne Riechen, Schmecken, Tasten, Hören und Sehen testen und spielend erlernen.

Als noch immer belastend empfindet der Direktor den etablierten Namen des Hauses: "Das Hygiene löst vielfach ein befremdendes Gefühl aus. Was in den 1930er Jahren ein Zugpferd war, ist heute ein Hindernis", sagt Vogel. Intern werde bereits länger über eine Namensänderung nachgedacht.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.5.05]
 
 
 
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01.01.2010