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Psychosomatische Erkrankungen erkennen lernen  
  Hinter körperlichen Leiden von Kindern stecken oft psychische Probleme. Bei rund vier Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter könnten psychosomatische Erkrankungen festgestellt werden.  
Das erklärte Dienstagabend der Vorstand der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters am Wiener AKH, Max Friedrich, bei den Österreichischen Ärztetagen in Grado.
Jeder Arzt sollte Psychosomatik beherrschen
Jeder Arzt sollte solche Störungen erkennen können. "Die Psychosomatik ist kein eigenes Fach der Medizin und darf das nicht sein. Jeder Arzt hat die Psychosomatik so zu beherrschen wie er auch ein Stethoskop benutzen oder einen Patienten abklopfen können muss", erklärte der Experte.
Non-verbale Ausdrucksweisen
Den Hintergrund stellen die unzähligen Wege dar, über die Kinder - aber auch Erwachsene - psychische Probleme nicht-verbal ausdrücken.

Friedrich: "Jeder Mensch hat eine organbedingte Minderwertigkeit. Jeder hat sein schwaches System, das Konflikte meldet." Bei ganz kleinen Kindern sei das oft die Haut, dann folgten der Magen-Darm-Trakt und schließlich womöglich Gehirn (Kopfschmerzen) oder Lunge (scheinbare Asthma-Anfälle).
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Beklemmungsgefühle und "Kopfzerbrechen"
Als Hinweise auf psychische Probleme nannte der Kinderpsychiater:

- "Wenn ein Kind häufig Kopfschmerzen hat und mit EEG und/oder Computertomographie ein organisches Leiden ausgeschlossen ist, dann heißen die Beschwerden eben oft, dass dem Kind etwas 'Kopfzerbrechen' macht."

- "Wenn ein Kind täglich in der Früh vor der Schule über Magenweh klagt bzw. erbricht und keine organische Ursache da ist, dann findet es eben sein derzeitiges Leben zum Erbrechen."

- "Wenn ein Kind Beklemmungsgefühle und Atemnot bekommt, aber kein Asthma vorliegt, dann sagt es eben damit aus, dass es in der Familie offenbar keine Luft zum Atmen bekommt."
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Psychosomatik: Keine Spezialdisziplin
Keinesfalls dürfe man die Psychosomatik auf die "Fachleute" abschieben oder daraus eine eigene Spezialdisziplin machen. Gefordert seien insbesondere die Hausärzte als Familienmediziner, aber auch alle anderen Ärzte, sagte Friedrich: "Die Psychosomatik muss der Augenarzt genau so beherrschen wie der Haut- oder gar der Kinderarzt."

[science.ORF.at/APA, 25.5.05]
 
 
 
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01.01.2010