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Elite-Universität so gut wie fix: Start im Herbst 2006  
  Das Konzept für die neue Spitzen-Universität liegt vor, sie soll am 1. Oktober 2006 ihren Betrieb aufnehmen. Donnerstag beendete eine aus 27 Experten bestehende Arbeitsgruppe im Bildungsministerium ihre Tätigkeit und präsentierte den Umsetzungsplan Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP).  
Das berichtet die Tageszeitung "Die Presse" (Freitag-Ausgabe). Die Arbeitsgruppe hat die Bezeichnung "Elite-Uni" vermieden, sie spricht von einer "Exzellenz-Universität", die "Austrian Institute of Advanced Science and Technology" (AIACT) heißen soll.
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Standort noch nicht geklärt
Die Zeit drängt, denn bald sollte feststehen, wo der Standort für die neue Universität sein soll und wer sie finanziert, sagte Sigurd Höllinger, Sektionschef im Bildungsministerium, im ORF-Radio: "Sonst kann der Betrieb nicht aufgenommen werden. Bis zum Herbst soll klar sein, wo das ist und wo es finanziert wird", so Höllinger.
->   Mehr dazu in oe1.ORF.at
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Finanzierung nicht zu Lasten der anderen Unis
Für die Gründung sei ein eigenes Bundesgesetz erforderlich, verlautet aus dem Ministerium. Gleichzeitig wird im Strategiepapier ausdrücklich festgehalten, dass die Finanzierung "durch den Bund nicht zu Lasten der bestehenden Universitäten oder anderer bestehender wissenschaftlicher Einrichtungen geht".
Folgt dem Zeilinger-Vorschlag
In die Finanzierung sollen die Gebietskörperschaften und Private eingebunden werden. Der neue Uni-Plan folgt in wesentlichen Punkten dem Konzept einer "University of Excellence", mit dem im Vorjahr der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger und der Chemiker Peter Schuster den Anstoß zu diesem Projekt geliefert haben.

Das Konzeptpapier betont ausdrücklich, dass es sich um eine europäische Vorzeigeinstitution handeln soll. In der ersten Aufbauphase steht der naturwissenschaftliche Bereich im Vordergrund, erst später sollen andere Disziplinen folgen.
BZÖ: Ja, aber Präzisierungen nötig
Die anderen Parteien reagierten zurückhaltend bis ablehnend auf den Plan: Ein prinzipielles "Ja" zu einer Elite-Uni signalisierte Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ).

Allerdings müssten noch einige Punkte präzisiert werden, so Mainoni in einer Aussendung am Freitag. Mainoni forderte, dass die Art der Vernetzung einer Spitzen-Uni mit bestehenden Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen definiert werden müsse. Damit solle Konkurrenz verhindert werden.

Bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung müsste neben dem naturwissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen auch der sozialwissenschaftliche Bereich zum Zug kommen.
Aufstockung der FWF-Mittel
Weiters müsse sichergestellt werden, dass bestehende exzellente Förderungswerber in ihren Förderansuchen durch die Konkurrenz zur Spitzen-Uni nicht benachteiligt werden. Das gelte ganz besonders für den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), dieser müsste jedenfalls aufgestockt werden.

Mainoni begrüßte die Ankündigung, dass "junge Talente aus aller Welt" an dem neuen Institut studieren sollen. Allerdings dürfe dieser Umstand nicht dazu führen, dass Hochbegabte aus Österreich wegen des internationalen Andrangs nicht aufgenommen werden.
Grüne: Herkunft des Geldes ungeklärt
Der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, kritisierte, dass ohne ein einziges Gespräch mit Kritikern nun über 80 Millionen Euro als Startkapitel in eine 'Exzellenz-Universität' investiert werden.

Alternativen von lokalen Schwerpunktsetzungen in Kooperation mit dem FWF und der Akademie der Wissenschaften würden ignoriert.

Niemand könne sagen, woher das Geld komme. Die Aussagen und Versprechen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), den Universitäten nichts wegzunehmen, seien unzureichend, zumal die Unis in den vergangenen Jahren "finanziell ausgeräumt" worden seien. "Die Universitäten brauchen einfach mehr Geld", so Grünewald.
SPÖ: Unis finanzieren und Zusage der Wirtschaft einholen
"Ein gefährliches Spiel treibt Ministerin Gehrer bei der nun offensichtlich fix geplanten Errichtung einer 'Exzellenz-Universität'", sagte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal. Erst wenn die staatlichen Unis ausreichend Geld bekommen hätten und es von der Wirtschaft die definitive Zusage für eine 80-prozentige Finanzierung der Elite-Uni gebe, könne man einer solchen Idee näher treten.

Broukal befürchtet, dass sich eine Situation wie einst bei den Abfangjägern wiederholen könnte. "Erst verspricht die ÖVP, kein Steuergeld verwenden zu wollen, dann wird das Versprechen prompt gebrochen und die Österreicherinnen und Österreicher werden zur Kassa gebeten", so der Mandatar.
ÖVP: Mittel der bestehenden Unis nicht angetastet
ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek wies die Befürchtungen von Broukal zurück, wonach die Finanzierung der geplanten Elite-Uni zu Lasten der bestehenden Unis gehen könnte. Die Universitäten hätten ein Globalbudget erhalten, um ihre Entwicklungspläne zu verabschieden und diesen gemäß zu arbeiten, die Budgetverhandlungen seien einvernehmlich geführt worden, so Brinek in einer Aussendung am Freitag.

In der Frage der Finanzierung der Elite-Uni sei noch keine "wie immer geartete Entscheidung gefallen", sagte Brinek. Die Stadt Wien habe bereits vor einiger Zeit Interesse an der Errichtung einer solchen Institution in der Bundeshauptstadt angemeldet und eine Machbarkeitsstudie finanziert. Darüber hinaus gingen die Proponenten einer Elite-Universität davon aus, dass diese auf Basis der bereits bestehenden universitären Exzellenzzentren weiterentwickelt würde.

[science.ORF.at/APA, 3.6.05]
->   Die Presse
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->   Braucht Österreich eine Elite-Universität? (22.4.05)
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->   Österreichische Elite-Uni wird keine "Elite-Uni" (15.3.05)
->   Elite-Uni: Gehrer verspricht Realisierung (18.1.05)
 
 
 
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01.01.2010