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Starkstrommasten: Risikofaktor für Kinderleukämie?  
  Eines von 2.000 Kindern unter 15 Jahren erkrankt an Leukämie. Eine möglichen Ursache dafür sind Hochspannungungsleitungen. Laut der größten bisher durchgeführten Studie ist das Krankheitsrisiko von Kindern, die in der Nähe der Strommasten lebten, deutlich erhöht.  
Die Forscher um Gerald Draper von der Childhood Cancer Research Group der Universität Oxford betonen, dass es noch keine eindeutigen biologischen Erklärungen für diese Ergebnisse gibt, und es sich letztlich auch um Zufall handeln könnte.
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Die Studie "Childhood cancer in relation to distance from high voltage power lines in England and Wales: a case-control study" ist im "British Medical Journal" (Bd. 330, S. 1290, Ausgabe vom 4. Juni 2005) erschienen.
->   Die Studie
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Umstrittenes Thema
Seit den 70er Jahren wurde der Einfluss der niederfrequenten elektromagnetischen Felder auf die menschliche Gesundheit thematisiert. 2001 bezeichnete die Internationale Agentur zur Krebserforschung (IARC) die Strahlungen als "vermutlich karzinogen", andere Organisationen sahen keine eindeutigen Zusammenhänge.
29.000 krebskranke Kinder untersucht
Bei der aktuellen Studie wurde nun das Schicksal von 29.000 krebskranken Kindern unter 15 Jahren untersucht. Knapp 10.000 von ihnen litten unter Blutkrebs und wurden zwischen 1962 und 1995 in England bzw. Wales geboren.

Der Abstand ihrer Wohnadresse zur Zeit ihrer Geburt zu den nächstliegenden Hochspannungsleitungen wurde gemessen und mit einer Kontrollgruppe gesunder Kinder verglichen.
Leukämierisiko um 70 Prozent erhöht
Lebten sie bei ihrer Geburt weniger als 200 Meter von Starkstrommasten entfernt, war die Wahrscheinlichkeit, an Leukämie zu erkranken, um 70 Prozent höher als bei Kindern mit einem Abstand von mehr als 600 Metern.

Auch bei jenen mit einer Entfernung zwischen 200 und 600 Metern zeigte sich ein leicht erhöhtes Risiko - und zwar ausschließlich bei Leukämie und nicht bei anderen Krebsformen.
Ursache unbekannt
Wirklich erklären können sich die Forscher ihre Resultate nicht, ist die durchschnittliche Belastung durch Magnetfelder bei diesen Entfernungen doch außerordentlich gering. Ihren Angaben zufolge gibt es keinen bekannten biologischen Mechanismus, der dafür verantwortlich sein könnte.
Weitere Studien nötig
In einem Begleitartikel der Studie betont die Medizinerin Heather Dickinson von der Universität Newcastle, dass die Hochspannungsleitungen nur für einen geringen Prozentsatz der Erkrankungen als Erklärung herangezogen werden können, selbst wenn es kausale Zusammenhänge gebe. Die Studie habe etwa nicht unterschieden zwischen dem natürlichen Erdmagnetfeld und den künstlichen Quellen.

Eines ist laut Dickinson aber sicher: Kinderleukämie wird oft durch DNA-Schäden vor der Geburt und einer ungewöhnlichen Belastung mit Infektionen danach verursacht. Weitere Studien seien nötig, um die molekularen Vorgänge im Organismus der Kinder aufzuklären

[science.ORF.at, 3.6.05]
->   Childhood Cancer Research Group, Universität Oxford
->   IARC
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Leukämie
 
 
 
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01.01.2010