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Fliegen mit gutem Gedächtnis sterben früher  
  Ein gutes Gedächtnis hat seinen Preis. Forscher der Universität von Freiburg in der Schweiz haben herausgefunden, dass Fliegen mit Erinnerungen stressanfälliger sind und rascher sterben.  
Die beiden Biologen Frederic Mery und Tadeusz J. Kawecki führten mit mehreren hundert Taufliegen Lernexperimente durch. Dabei trainierten Sie die Fliegen, einen bestimmten Geruch mit einem mechanischen Schock in Verbindung zu bringen.
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Die Studie "A Cost of Long-Term Memory in Drosophila" von Frederic Mery und Tadeusz J. Kawecki erschien im Fachjournal "Science" (Bd. 308, S. 1148; DOI: 10.1126/science.1111331).
->   Zur Studie (kostenpflichtig)
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Zwei Gedächtnisarten
Einige Fliegen erlernten diesen Zusammenhang zwischen Geruch und Gefahr in einer einzigen langen Sitzung, andere Tiere in mehreren kurzen Lektionen. Im ersten Fall wird das neue Wissen im "Anästhesieresistenten Gedächtnis" gespeichert, im zweiten Fall im viel dauerhafteren Langzeitgedächtnis.
Langzeiterinnerungen kosten Energie
Nach dem Training setzten die Biologen die Taufliegen mit Nahrungs- und Wasserentzug unter Stress. Hatten sich die Tiere weniger stabile Erinnerungen zugelegt, hielten Sie diese extremen Bedingungen im Durchschnitt 21 Stunden lang aus.

Jene, die Nährstoffe und Energie für die Speicherung von Langzeiterinnerungen aufgewendet hatten, starben dagegen nach 17 Stunden. Offenbar sei der Energieverbrauch für das Anlegen von Langzeiterinnerungen so hoch, dass er die Insekten für Wasser- und Nahrungsmangel anfälliger mache, folgerten die beiden Forscher.
Einbußen für menschliche Intelligenz?
Nahrungs- und Wassermangel seien unter natürlichen Bedingungen keine Seltenheit für Taufliegen. Die neuen Resultate ließen deshalb vermuten, dass das energetisch kostspielige Langzeitgedächtnis nicht nur Nutzen bringt, sondern auch mit ökologisch bedeutsamen Kosten einhergeht.

Die Studie werfe die Frage auf, ob auch der Mensch während der Evolution für seine Intelligenz Einbußen in anderen Bereichen hinnehmen musste. Tadeusz Kawecki, einer der beiden Autoren, hält dies für wahrscheinlich.

[science.ORF.at/APA/AP, 7.6.05]
->   Evolutionary biology group, Uni Freiburg
 
 
 
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01.01.2010