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Staatsvertragsschau: Begleitheft wird zurückgezogen  
  Eine Begleitbroschüre zur Staatsvertragsausstellung "Das Neue Österreich" ist nach inhaltlichen Protesten des Geld gebenden Personenkomitees um Hannes Androsch vom Verkauf zurückgezogen worden.  
Sie war u. a. von Mitarbeiten der Österreichischen Galerie Belvedere verfasst worden und soll nun bis Ende Juni neu geschrieben werden.

Einen entsprechenden Artikel in der (Dienstags-)Ausgabe der Tageszeitung "Der Standard" bestätigten alle beteiligten Seiten gegenüber der APA. Belvedere-Direktor Gerbert Frodl bezeichnete die Causa als "sicherlich ein Problem".
Androsch: "Pädagogisches Missverständnis"
Das Konzept der auf Gymnasiasten abzielenden Broschüre "Trümmer. Träume. Topfenstrudel" sei "didaktisch und pädagogisch ein Missverständnis" und eine "Themenverfehlung", monierte Androsch im Gespräch mit der APA.

Sie spiegle "nicht die Meinung der Ausstellung wieder, sondern diejenige der fünf Autoren" (Brigitte Hauptner, Tamara Loitfellner - beide Belvedere-Kunstvermittlung -, Thomas Fischer, Katharina Wegan und Sabine Loitfellner).
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2,1 Millionen Euro: Zwei Drittel öffentliche Hand
Die Staatsvertragsausstellung (Gesamtkosten: 2,1 Mio. Euro) wird zu je einem Drittel vom Personenkomitee um Androsch, der Stadt Wien und dem Bund finanziert.
->   "Das Neue Österreich"
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Themaverfehlung wie in der Schule?
Ebenso seien "Faktenfehler" enthalten, die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs sei "sachunkundig und lieblos" abgehandelt worden. Dies hätten Androsch auch weitere Beteiligte, u. a. die an der Ausstellungskreation beteiligte Helene Maimann, bestätigt.

Nun sollen nicht mehr die ursprünglichen Autoren, sondern Ausstellungskuratoren eine "komplett umgeschriebene" Neufassung vorlegen, so Androsch. "Wenn es in der Schule eine Themenverfehlung gibt, gibt es einen neuen Aufsatz als Aufgabe", so Androsch.
Belvedere-Direktor steht hinter Broschüre
Belvedere-Direktor Frodl kommentierte gegenüber der APA: "Der Auftraggeber hat es bezahlt, der Auftraggeber wollte, dass so verfahren wird, wir haben uns daran gehalten". Hauptkritikpunkt Androschs sei die wirtschaftliche Darstellung gewesen.

"Ich hätte ohne weiteres diese Broschüre stehen lassen", so hingegen Frodl, auch wenn "einige Diktionen nicht wirklich passend sind". Es sei jedoch ein "von jungen Leuten für junge Leute" erstellter Folder.
Der Einfluss privater Geldgeber
"Die Darstellung gewisser Sachverhalte durch junge Leute sieht natürlich anders aus als von jemandem, der schon einige Jahrzehnte hinter sich hat", so Frodl.

Zur Problematik der Situation, wenn private Geldgeber auf den Inhalt einer von ihnen finanzierten Ausstellung Einfluss nehmen, meinte Frodl: "Glauben Sie, mir macht das Spaß?"

Der Diskussionsprozess sei "sicherlich nicht leicht gewesen", bevor vor rund zwei Wochen entschieden worden sei, die Publikation zurückzuziehen. Es gebe jedoch "keinerlei schlechte Stimmung" zwischen dem Personenkomitee und dem Belvedere.
10.000 Stück gedruckt
Die Broschüre, die zur begleitenden Lektüre während des Ausstellungsbesuches gedacht war, wurde in einer Auflage von 10.000 Stück vom Belvedere im Eigenverlag gedruckt, hieß es aus dem Belvedere.

Der aus der Politik kommende Androsch werde sich der Problematik der Entscheidung, die Broschüre zurückziehen zu lassen, sicherlich bewusst sein, sagte ein Sprecher des Belvedere gegenüber der APA.
"Massive Intervention"
Bei der Ausstellung habe es so gut wie keine direkte inhaltliche Einflussnahme des Personenkomitees gegeben, das lediglich die detailliertere Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs in die Schau hineinreklamierte.

"Nun haben wir den ersten Fall von massiver Intervention, wo sich die Meinungen nicht decken", so der Sprecher weiter.

[science.ORF.at/APA, 7.6.05]
->   "Der Standard"
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Gedenkjahr 2005 in science.ORF.at
In loser Folge erscheinen in science.ORF.at redaktionelle Texte und Gastbeiträge zu dem Schwerpunkt "Gedenkjahr 2005". Bisher erschienen:

Georg Spitaler: Vergleich der Republikfeiern 1995 und 2005 (27.5.05)
Heidemarie Uhl: Staatsvertrag: Gedächtnisort der Zweiten Republik (13.5.05)
Siegfried Mattl: Staatsvertrag.at - Die Ambivalenz von Zeitzeugen (11.5.05)
Günter Bischof: "Kurzvertrag" - Episode der Staatvertragsverhandlungen (9.5.05)
Wolfgang Mueller: 50 Jahre Staatsvertrag - Der Blick der Sowjetunion (6.5.05)
Neues Buch über das "Russendenkmal" in Wien (6.5.05)
Peter Filzmaier: Opferkult und Neutralität als Geschichtsmythen in Österreich (2.5.05)
Aleksandr Cubarjan: Die UdSSR und Österreich in der Nachkriegszeit (27.4.05)
Christian Fleck: "Selbstprovinzialisierung" der Unis (25.4.05)<
Barbara Stelzl-Marx: "Russenkinder" zwischen Tabuisierung und Stigmatisierung (22.4.05)<

science.ORF.at-ARchiv zum Gedenkjahr 2005
->   2005.orf.at
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01.01.2010