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Wissenschaftsfonds: Chemiker Kratky neuer Präsident  
  Der neue Präsident des Wissenschaftsfonds heißt Christoph Kratky. Die Delegiertenversammlung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) hat am Mittwoch den 58-jährigen Grazer Chemiker aus einem vom FWF-Aufsichtsrat erstellten Dreiervorschlag gewählt. Die finanzielle Lage des FWF hält der Neo-Präsident für "schwierig".  
Kratky löst im September den seit 2003 amtierenden Georg Wick an der Spitze des Fonds ab, der nicht mehr für das Amt kandidiert hat.

Neben Kratky - der übrigens in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zum FWF-Generalsekretär Gerhard Kratky steht - standen auch der Grazer Zeithistoriker Helmut Konrad und der Wiener Chemiker Peter Schuster zur Wahl.
Stationen: ETH Zürich, Harvard, Graz
Bild: APA
Christoph Kratky
Kratky, geboren am 25. Dezember 1946 in Graz, absolvierte an der ETH Zürich ein Chemie-Studium und im Anschluss daran ein Post-Doc-Jahr an der Harvard University. Seit 1995 ist er Professor für Physikalische Chemie an der Universität Graz und leitet die Arbeitsgruppe Strukturbiologie.

Kratkys Forschungsschwerpunkt liegt im Grenzgebiet zwischen Chemie und Biologie. So bestimmte er die dreidimensionale Struktur biologisch relevanter Moleküle, etwa Enzyme und entwickelte neuartige Techniken zur Protein-Kristallografie. Seit 2003 ist Kratky auch Referent des FWF.
Auch neue Vize-Präsidenten
Die Delegiertenversammlung hat auch das von Kratky vorgeschlagene Vize-Präsidenten-Team gewählt: Für den Bereich Biotechnologie und Medizin wird die Mikrobiologin der Uni Wien, Renee Schroeder, zuständig sein, für Geistes- und Sozialwissenschaften der Politikwissenschaftler der Uni Wien, Herbert Gottweis, und für Naturwissenschaften und Technik der Informatiker an der Uni Klagenfurt, Johann Eder.
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Förderung der Grundlagenforschung
Der FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. Im vergangenen Jahr standen dem Wissenschaftsfonds 123 Mio. Euro an Budget für die Förderung von Forschungsprojekten sowie die Abwicklung verschiedener Programme zur Verfügung.

Im Zuge des im Vorjahr beschlossenen Forschungsförderungs-Strukturreformgesetz wurde nicht nur der FWF-Aufsichtsrat neu geschaffen, sondern auch die Kür des FWF-Präsidenten neu geregelt. Bisher wurde dieser von der aus Uni-Vertretern zusammengesetzten Delegiertenversammlung völlig autonom gewählt. Nach der neuen Regelung müssen die Delegierten aus einem Dreier-Vorschlag des Aufsichtsrats auswählen.
->   FWF
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Erstes Interview: Derzeit hohe Ablehnungsrate
Im ersten Interview nach seiner Wahl meinte Kratky, dass der FWF in der Vergangenheit in der Bottom-Up-Förderung von Exzellenzprojekten extrem erfolgreich gewesen sei.

Aber nach Möglichkeit sollten alle Projekte, die in der Begutachtung wirklich als exzellent beurteilt wurden, gefördert werden, erklärte er im Hinblick auf die derzeit hohe Ablehnungsrate. Derzeit werden von der beantragten Projektsumme nur noch 28,5 Prozent tatsächlich ausgeschüttet.
FWF in "schwieriger finanzielle Lage"
"Der FWF ist in einer finanziell schwierigen Lage, das ist er nicht zum ersten Mal, das ist nahezu ein chronisches Phänomen", sagte Kratky.

Erstmals stoße man aber mit den Verfahrensweisen zur Ermittlung exzellenter Projekte an Grenzen, "weil wir auf Grund der finanziellen Rahmenbedingungen eine zu hohe Ablehnungsquote haben müssen", so der FWF-Chef, der deshalb als "entscheidendes Ziel seiner Präsidentschaft" die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung für den FWF nannte.
Für kompetitive Forschung
"Das bedeutet aber nicht, dass es darum geht, Wissenschaftler aus sentimentalen Gründen für irgendetwas zu belohnen", betonte Kratky.

Es bestehe ein schlechtes Verhältnis zwischen den Aufwendungen, die nicht kompetitiv aus dem allgemeinen Budgettopf für die Uni (General University Funds) in die Forschung fließen - laut Kratky rund 800 Mio. Euro -, und den 100 Mio. Euro, die der FWF kompetitiv vergeben werden.

Eine Erhöhung des kompetitiven Anteils der Forschungsförderung ist ein forschungspolitisches Anliegen, "weil Wettbewerb zu Exzellenz führt und Leute dazu bringt, sich anzustrengen.
Gegen Eingliederung in FFG
Von einer immer wieder diskutierten Eingliederung des FWF in die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) hält Kratky nichts. Der FWF werde mit der FFG in ein gemeinsames Gebäude ziehen, das derzeit in Bau befindliche "Haus der Forschung", und dadurch sicher auch Synergien erzielen. "Eine weitergehende Integration ist aber nicht sinnvoll und wäre auch international unüblich", sagte Kratky.

[science.ORF.at/APA, 8.6.05]
->   science.ORF.at-Archiv zum FWF
 
 
 
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01.01.2010