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Fehlverhalten unter Forschern weit verbreitet  
  Unter US-Wissenschaftlern sind Fehlverhalten und fragwürdige Forschungsmethoden weit verbreitet. Zum Teil seien die Vergehen so drastisch, dass sie die Integrität des gesamten Wissenschaftsbetriebs gefährdeten, heißt es in einer nun publizierten Studie.  
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Die Studie "Scientists behaving badly" von Brian C. Martinson, Melissa S. Anderson und Raymond de Vries erschien im Fachjournal "Nature" (Band 435, S. 737-8).
->   Zur Studie
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Nur Fälschung und Plagiarismus?
Im Jahr 2000 veröffentlichte das US Office of Science and Technology ein Papier mit Richtlinien, in dem wissenschaftliches Fehlverhalten mit den Schlagworten "Verzerrung, Fälschung und Plagiarismus" definiert wurde.

Die US-Forscher Brian C. Martinson, Melissa S. Anderson und Raymond de Vries wenden dagegen nun ein, dass diese Definition viel zu eng sei und damit gewissermaßen nur die Spitze eines Eisberges erfasse.

Abseits des Kürzels "FFP" ("fabrication, falsification, plagiarism") bedienten sich Forscher einer Reihe anderer fragwürdiger Praktiken. Eine Kritik, die das Team um Martinson auch mit einer aktuellen Untersuchung zu untermauern weiß.
->   Federal Policy On Research Misconduct
Jeder Dritte gibt Vergehen zu
Martinson und Kollegen führten eine Umfrage unter 3.247 US-Wissenschaftlern durch, darunter Biologen, Mediziner, Chemiker, Physiker, Ingenieure sowie Sozialwissenschaftler.

Ein Drittel der befragten Personen gab demnach zu, sich in den vergangenen drei Jahren mindestens eines Vergehens schuldig gemacht zu haben, dessentwegen sie vermutlich Ärger bekommen hätten.
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Beispiele für Fehlverhalten, Prozentsätze in Klammer
- Verzerren oder Erfinden von Forschungsdaten (0,3)
- Plagiarismus: Missbräuchliche Verwendung fremder Ideen (1,4)
- Verschweigen von Daten, die eigenen Forschungen widersprechen (6)
- Änderung des Studiendesigns durch Druck von Geldgebern (15,5)
- Publikation der selben Daten in mehr als einer Studie (4,7)
- Unsachgemäße Angabe der Autorenschaft (10)
- Zurückhalten von Details der Studienergebnisse oder der Methoden (10,8)
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Vorwurf an Forschergemeinde: Selbstgefälligkeit
Als Beispiele eines solchen Fehlverhaltens wurden die Missachtung wissenschaftlicher Regeln, die Verwendung fehlerhafter Daten und die fragwürdige Interpretation von Daten genannt.

In wenigen Fällen - unter zwei Prozent - bekannten sich die Befragten zu schwereren Vergehen wie den Diebstahl von Forschungsergebnissen oder die Fälschung von Daten.

Das Team um Martinson betont, dass die erhobenen Daten tendenziell unter den tatsächlichen Zahlen lägen, da manche Vergehen - trotz der Anonymität der Umfrage - vermutlich verschwiegen worden seien. Da immerhin ein Drittel der Befragten fragwürdige Praktiken zugegeben hätte, könne die scientific community das Problem nicht länger selbstgefällig ignorieren.

[science.ORF.at/APA/AP, 9.6.05]
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01.01.2010