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Wissenschaftler bekämpften Malariamücken mit Pilzen  
  Pilze könnten einen neuen Ansatz zur Bekämpfung der Malaria darstellen, berichten zwei Forschergruppen unabhängig voneinander. Die eine Gruppe um Bart Knols von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), deren Labors in Seibersdorf untergebracht sind, setzte in Feldversuchen bestimmte Pilze gegen die Insekten ein, welche die Fieberkrankheit übertragen.  
Britische Kollegen von Knols glauben mit ihrer Studie sogar belegen zu können, dass mittels Pilz-Befall auch die Weitergabe des Erregers unterbunden werden kann.
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Am 10. Juni 2005 erscheinen in "Science" zwei Studien zum Thema Malaria:
"An Entomopathogenic Fungus for Control of Adult African Malaria Mosquitoes" von Bart Knols und Kollegen (S. 1641f, DOI:10.1126/science.1108639);
"Fungal Pathogen Reduces Potential for Malaria Transmission" von Matt Thomas und Kollegen (S. 1638-1641, DOI: 10.1126/science.1108423);
->   Science
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Erreger werden gegen Chemie immun
 
Bild: Hugh Sturrock/Science

Erreger der Malaria sind verschiedene Arten von einzelligen Tieren der Gattung Plasmodium. Auf den Menschen werden die Plasmodien von Stechmücken der Gattung Anopheles übertragen.

Ein Ansatzpunkt zur Eindämmung der in feucht-warmen Gebieten grassierenden Malaria ist die Bekämpfung des Überträgers, also der Mücke (Bild oben). Ein Problem beim Einsatz von Chemie gegen die Insekten ist, dass die Tiere über viele Generationen gegen die Gifte immun werden.
Pilz tötet Insekten langsam
Für die neue Bekämpfungsmethode konnten die Experten um Knols bereits 2003 in Laborversuchen zeigen, dass Anopheles gambiae - einer der Malaria-Überträger - von mehreren Pilzen infiziert werden kann, wenn diese direkt auf die Insekten aufgebracht werden.

Der Pilz tötet die Mücken nicht so prompt wie Chemie, bisweilen dauert es zehn bis zwölf Tage, bis die Insekten verenden.
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Feldversuch in Tansania
Nun standen Feldversuche in Tansania an. Die Forscher tränkten drei Quadratmeter große Tücher mit dem insekten-pathogenen Pilz Metarhizium anisopliae und befestigten diese dann an Decken von fünf traditionellen Häusern in einem ländlichen Gebiet des afrikanischen Landes.
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Pilz verkürzte Lebenserwartung der Insekten
Es zeigte sich, dass 23 Prozent der weiblichen Anopheles-Mücken - und nur diese übertragen die Krankheit durch den Stich - mit dem Pilz infiziert wurden. Damit wurde die Lebensspanne der Insekten um durchschnittlich vier bis sechs Tage verkürzt.

Ob sich der Pilz-Einsatz auch auf die Malaria-Übertragung beim Menschen bemerkbar macht, kann bis jetzt nicht gesagt werden, dazu war die Studie nicht ausgelegt, räumten die Wissenschaftler ein.
Britische Studie: Pilz beeinflusst Malaria-Übertragung
In einer unabhängig davon durchgeführten Untersuchung einer Forschergruppe der University of Edinburgh und des Imperial College London zeigte sich, dass Pilz-Befall der Mücken sehr wohl einen Einfluss auf die Übertragung von Malaria-Erregern haben kann.
Reifung des Erregers wurde unterdrückt
In diesem Fall stand ein Malariastamm im Mittelpunkt, der Nagetiere befällt. Auch bei den Arbeiten wurden die Überträger - Anopheles stephensi - mit einem Pilz infiziert und zwar Beauveria bassiana.

Es stellte sich heraus, dass der Pilz auch in überlebenden Mücken die Entwicklung und Reifung des Malaria-Erregers unterdrückte.

[science.ORF.at/APA, 10.6.05]
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01.01.2010