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Kinder-Herzchirurgie: Netzwerk der Kliniken geplant  
  Heftige Diskussionen gab es in jüngster Zeit rund um die Qualität der Kinder-Herzchirurgie in Österreich. Die drei Medizin-Universitäten wollen nun ein "Kompetenznetz für angeborene Herzerkrankungen" schaffen.  
Dies soll sowohl wohnortnahe Versorgung als auch Spezialisierung mit genügend großen Fallzahlen ermöglichen, erklärten am Montag Vertreter von Kinder-Herzchirurgie und Kinder-Kardiologie aus Wien, Graz und Innsbruck bei einer Pressekonferenz in Wien.
Unter dem europäischen Durchschnitt
"Wir hatten im Jahr 2003 im Bereich unseres Kompetenznetzes eine Sterblichkeit in der Kinder-Herzchirurgie von 1,71 Prozent und im Jahr 2004 von 2,32 Prozent. 1999 bis 2003 lag die Sterblichkeit bei 16.000 Patienten in der Kinder-Herzchirurgie im europäischen Durchschnitt bei 4,8 Prozent.

Die beobachtete Sterblichkeit bei uns war also halb so groß wie die zu erwartende. Wir können durchaus stolz sein. Es ist massiv abzulehnen, wenn versucht wird, die Kinder-Herzchirurgie an manchen Standorten (in Österreich, Anm.) schlecht zu machen", sagte Günther Laufer, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herz-Thoraxchirurgie.
Zu wenig Eingriffe
Allerdings, laut internationalen Empfehlungen sollte jede auf solche Eingriffe spezialisierte Einheit auf pro Jahr mindestens 250 Operationen bei zwei Kinder-Herzchirurgen kommen. Dies wird von den Einrichtungen der österreichischen Medizin-Universitäten derzeit nicht erfüllt.

Sie hatten im Jahr 2004 insgesamt 387 Eingriffe zu verzeichnen, im vergangenen Jahr 2003 waren es 407 (Daten von 2004 im Detail - Wien: 201 Operationen/Sterblichkeit 2,48 Prozent; Innsbruck: 74/2,7 Prozent; Graz: 112/1,78 Prozent; Uni-Kompetenz-Netzwerk: 387/2,32 Prozent).
In Linz das größte Zentrum
Das größte einzelne Zentrum in Österreich war damit bisher das Linzer AKH als städtisches Spital. Dort gab es im Jahr 290 Eingriffe bei einer Sterblichkeit der kleinen Patienten binnen 30 Tagen von 3,79 Prozent.

Die Mortalitätsraten sind in der Kinder-Herzchirurgie extrem von der Komplexität der jeweiligen Erkrankung bzw. vom notwendigen Eingriff abhängig, betonten die Experten.
Enge Kooperation aller Einrichtungen geplant
Eine enge Kooperation zwischen den Kinder-Kardiologie- und Kinder-Herzchirurgieeinrichtungen in Wien, Graz und Innsbruck soll hier einerseits eine Versorgung der kleinen Patienten - übrigens bis 18. Lebensjahr in der Nachsorge - in relativer Wohnortnähe ermöglichen.

Für spezielle Eingriffe soll der jeweils in Österreich führende Medizin-Uni-Spezialist eingeflogen werden. Zusammen will man auch auf jene Fallzahlen kommen, die eine bessere wissenschaftliche Arbeit ermöglichen und gleichzeitig auch die Ausbildung junger Spezialisten optimieren lassen.

[science.ORF.at/APA, 13.6.05]
->   Österreichische Gesellschaft für Herz-Thoraxchirurgie
 
 
 
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01.01.2010