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Fehlendes Rezeptormolekül lässt Tumoren wachsen  
  Das Fehlen eines Rezeptormoleküls (Trail-Rezeptor DR4) trägt beim Menschen zum Wachstum von Tumoren des Eierstocks bei. Diesen Zusammenhang belegte ein Team der Medizinischen Universität Wien (AKH).  
Das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Team fand auch die mögliche genetische Ursache für das Fehlen des Rezeptormoleküls, das einen wichtigen Faktor zur Regulierung des Zellwachstums darstellt.

Die Arbeit stammt von einem Team um Michael Krainer, Leiter der Sektion für Urologie und Gynäkologie an der Abteilung für Medizinische Onkologie an der Wiener Universitätsklinik.
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Der Artikel "Contribution of Epigenetic Silencing of Tumor Necrosis Factor-Related Apoptosis Inducing Ligand Receptor 1 (DR4) to TRAIL Resistance and Ovarian Cancer" von Michael Krainer und Kollegen ist in der Juni-Ausgabe des Fachjournals Molecular Cancer Research erschienen.
->   Molecular Cancer Research
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Gute und böse Zellen unterscheiden sich in Regulierung
Krainer hatte im April dieses Jahres die wissenschaftliche Arbeit beim Jahreskongress der American Association of Cancer Research erstmals präsentiert. Der Hintergrund: In gesunden Geweben wachsen und teilen sich die Zellen - in bösartigen Tumoren tun sie es genauso.

Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Regulierung. Diese funktioniert bei gesunden Geweben gut - bei Tumoren eben nicht. Ein wichtiger Mechanismus dieser Regulierung ist der als Apoptose bezeichnete regulierte Zelltod.
Signal kann von Zelle nicht aufgenommen werden
Wiener Wissenschaftler konnten belegen, dass dieser programmierte Zelltod auch bei Zellen bestimmter Tumoren der Eierstöcke nicht funktioniert. Jedoch nicht, weil das auslösende Signal fehlt, sondern weil dieses Signal von den Zellen nicht aufgenommen werden kann.

Die nun veröffentlichte Arbeit zeigt, dass ein als DR4 bezeichnetes Rezeptormolekül auf diesen Zellen fehlt. DR4 ist aber für das Binden des Signalmoleküls TRAIL, das in diesen Zellen die Apoptose einleitet, verantwortlich.
Rezeptormolekül DR4 fehlt
Krainer: "Zunächst war eigentlich nicht klar, was bei der Signalübertragung fehlt. Das Signal oder das Rezeptormolekül? Zur Klärung dieser Frage wurden von uns zehn verschiedene Proben von Tumoren der Eierstöcke untersucht.

Dabei wurde festgestellt, dass bei 40 Prozent der Proben keine oder nur sehr wenige Rezeptormoleküle von DR4 vorhanden sind."

In weiteren Untersuchungen wurde dann gezeigt, dass gerade diese Zellen besonders schlecht auf TRAIL reagierten. Damit war geklärt, dass das Fehlen des Rezeptors und nicht des Signals maßgeblich zum Tumorwachstum beitragen kann.
Genmodifikation als Grund für Verlust des Rezeptors
Weitere Experimente klärten auch, wieso der Rezeptor in so geringer Anzahl vorhanden war. Dazu Krainer: "Der Verlust eines Rezeptormoleküls wie DR4 kann vor allem zwei Gründe haben. Zum einen kann das verantwortliche Gen verloren gegangen oder beschädigt sein. Zum anderen kann es auch sein, dass dieses Gen so modifiziert wurde, dass es nicht einsatzbereit ist."

Genau Letzteres - die Modifikation des Gens - konnte das Team von Krainer für DR4 in 75 Prozent der Proben, die eine geringe Anzahl an DR4-Rezeptoren besaßen, feststellen.
Zellen zum falschen Zeitpunkt ruhig gestellt
Einige Bausteine des Gens waren durch Anhängen von Methyl-Gruppen verändert worden. Diese Methylierung ist zwar ein durchaus üblicher Weg, um Gene in Zellen "ruhig zu stellen", in den betroffenen Tumorzellen muss diese aber wohl zum falschen Zeitpunkt erfolgt sein.

[science.ORF.at/APA, 15.6.05]
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01.01.2010