News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Österreichs Studenten mit sozialer Lage unzufrieden  
  Um die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden zu erheben, ließ die EU im Rahmen des Projekts "Eurostudent" elf EU-Länder vergleichen. Nun liegen die Ergebnisse vor: Unter anderem wurde die Unzugänglichkeit des Hochschulsystems für "Arbeiter-Kinder" bestätigt sowie eine massive Unzufriedenheit österreichischer Studierender mit ihrer wirtschaftlichen Situation deutlich.  
Neben Österreich wurden Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, die Niederlande, Portugal und Großbritannien in den Vergleich aufgenommen. Die Daten wurden von den Einzelstaaten in nationalen Studien erhoben.
...
Die Berichte zum Download
Der Endbericht "Eurostudent Report 2005" ist online als pdf-Datei abrufbar ebenso wie der österreichische Beitrag, die "Studierenden-Sozialerhebung 2002" des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
...
Frauen holen auf
Die demografische Erhebung untermauerte bekannte Trends. So holen Frauen unter den Studierenden in allen Ländern auf. Den höchsten Frauenanteil weisen Portugal und Lettland mit über 60 Prozent aus, den niedrigsten Deutschland mit 48 Prozent. In Österreich sind 51,6 Prozent der Studierenden weiblich.

Auch bei den studierenden Eltern befindet sich Österreich an der Spitze: Rund elf Prozent der Studentinnen und Studenten haben Kinder im Gegensatz zu Spanien, Portugal und Deutschland, wo nur vier bis fünf Prozent Eltern sind.
Zugang zur Uni meist über klassische Schullaufbahn
Interessant ist die Erhebung zu den Zugangswegen zu höherer Bildung. Dabei zeigt sich, dass nur Irland es in nennenswertem Ausmaß geschafft hat, Tore zur Universität abseits der üblichen Schullaufbahn zu eröffnen:

Knapp 18 Prozent melden sich dort nach einigen Arbeitsjahren im Durchschnittsalter von 23 zum Studium an. In den anderen Ländern sind es durchschnittlich nur sieben Prozent (Ö: 5,6).
Arbeiterfamilie als Hemmnis
 


Bestätigt wurde auch, dass der familiäre Hintergrund maßgeblich über den Zugang zu höherer Bildung bestimmt. Sind die Eltern Arbeiter, verringert sich die Chance deutlich.

Die Ausnahmen bilden Spanien, wo 40 Prozent der Väter von Studierenden Arbeiter sind, und Finnland mit 29 Prozent. Österreich liegt mit 20 Prozent im Mittelfeld (siehe Bild oben).
Teilzeit-Studium
Obwohl es in Österreich keine offizielle Möglichkeit zum Teilzeit-Studium gibt - wie etwa in Großbritannien, Irland oder den Niederlanden -, widmen trotzdem nur wenige junge Menschen ihre ganze Aufmerksamkeit der Universität: Rund ein Viertel investiert weniger als 20 Stunden pro Woche in das Studium.

Dass das Studium für viele nur "Teilzeit" möglich ist, spiegelt sich auch in der Zusammensetzung studentischen Einkommens. In Österreich beziehen die Studierenden, die nicht bei den Eltern wohnen, das meiste Geld über Jobs, ein kleinerer Teil kommt von den Eltern und staatliche Unterstützung fällt kaum ins Gewicht.
Staatliche Förderung
 


Staatliche Förderung spielt in Großbritannien, wo mehr als die Hälfte des studentischen Einkommens von Vater Staat kommt, sowie in Finnland, Frankreich und den Niederlanden mit zirka 30 Prozent eine große Rolle (siehe Bild oben).
1.140 Euro Monatsbudget
Durchschnittlich haben Studenten in Österreich 1.140 Euro pro Monat zur Verfügung (Stipendien, Unterstützung von den Eltern und Job zusammengerechnet). Nur in Finnland, Irland und den Niederlanden ist das Monatsbudget höher.

Auch hier zeigt sich - wenn auch nur zaghaft - der "Gender gap": Österreichische Studentinnen können 1.055 Euro ausgeben.
Hohe Unzufriedenheit in Österreich
 


Obwohl Österreichs Studierende also gar nicht so wenig Geld haben, zeigen sie sich im Vergleich extrem unzufrieden mit ihrer materiellen Situation: 35 Prozent sind "sehr unzufrieden", in keinem anderen Land äußern sich die Befragten so negativ (siehe Bild oben).
Bericht soll in EU-Politik einfließen
Der Bericht liefert dafür keine konkrete Erklärung, vermutet aber, dass ältere Studierende tendenziell eher unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation sind - und davon gibt es in Österreich relativ viele.

Die Ergebnisse des Berichts sollen in die hochschulpolitischen Maßnahmen der EU einfließen.

[science.ORF.at, 17.6.05]
->   Bildungssysteme in Europa
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Uni-Umfrage: Studienbedingungen durchschnittlich (24.5.05)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010