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Streitfragen bei Tagung der Walfang-Kommission  
  Bei der Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission geht es auch um die Fragen: Wie viele Wale gibt es - und wäre ein beschränkter, kommerzieller Walfang nicht vernünftiger als die jetzige Situation?  
Wie viele Wale gibt es, wie misst man sie?
Die Frage ist stets dieselbe: Wie viele Wale gibt es? Und: sind es genug, um sie jagen und töten zu können, ohne eine Population oder eine ganze Art auszurotten?

Seit Jahren wird innerhalb der Internationalen Walfangkommission über ein "Bewirtschaftungsverfahren" diskutiert. Dafür würden Fangquoten festgelegt und Wege, die Jagd zu kontrollieren. Bloß wie?

"Müssen Beobachter an Bord jedes einzelnen Bootes sein oder genügt es, wenn sie an der Landestelle des Bootes warten?", fragt der Meeresbiologe Michael Stachowitsch von der Universität Wien, der an der 57. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission in Ulsan in Südkorea teilnimmt.
Verschmutzung und Beifang gefährlicher als Fang
"Österreich ist der Auffassung, dass wir unser Möglichstes tun sollen, um die Walbestände zu schützen. Jetzt ist die Frage, wie man sie am besten schützen kann. Man hat z.B. erkannt, dass eine der Hauptgefahren nicht unbedingt der Walfang ist, sondern die Umweltverschmutzung und der Beifang," so Stachowitsch.

Vor allem der Beifang wird zum immer größeren Problem: Laut Umweltorganisationen verenden pro Jahr bis zu 300.000 Wale, Delfine und Tümmler in den Netzen von Fischern - quasi als Nebenprodukt.
Beschränkter kommerzieller Fang vernünftig
"Weiterhin muss man sagen, dass derzeit die meisten Wale durch den wissenschaftlichen Walfang getötet werden - und diese Zahlen steigen von Jahr zu Jahr. Also von 700 auf 900 auf 1200 auf 2000 und das scheint kein Ende zu nehmen", meint Stachowitsch.

Seiner Meinung nach wäre es wahrscheinlich vernünftiger, "sich auf einen bestimmten und sehr stark kontrollierten kommerziellen Walfang zu einigen. Das würde wahrscheinlich mehr Wale retten, als wenn man dem wissenschaftlichen Walfang freien Lauf lässt. Der wird nämlich auch missbraucht."

Bis Freitag dauert die Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission. Eine Entscheidung über das zwiespältige "Bewirtschaftungsverfahren" wird vermutlich auch heuer nicht getroffen.
Genaue Anzahl der Tiere unbekannt
Wie viel Schutz brauchen Wale? Entscheidend für diese Frage ist die Zahl der Wale. Bisher ging man z.B. von 720.000 Zwergwalen in der Antarktis aus, neue Zählungen kommen nur mehr auf die Hälfte, so Stachowitsch.

"Jetzt ist man sehr verunsichert, weil man nicht weiß, ob es sich tatsächlich um eine Halbierung der Bestände handelt oder ob die Zählmethoden so ungenau sind. Andere glauben, dass es in Wahrheit nie so viele Tiere gegeben hat wie man bisher angenommen."
Die Ängste von Greenpeace
Dabei handelt es sich nur um ein Beispiel für die heiklen Diskussionen innerhalb der Walfangkommission. Umweltorganisationen wie z.B. Greenpeace fürchten, dass Staaten, die den Walfang befürworten, die Walfang-Gegner in einigen Punkten überstimmen könnten.

So könnten laut Greenpeace z.B. Walschutzgebiete von der Tagungsordnung gestrichen werden oder geheime Abstimmungen eingeführt werden.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Internationale Walfangkomission
->   Greenpeace über Walfang
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Wale
 
 
 
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01.01.2010