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Arbeitslose legen 3.000 Jahre altes Gräberfeld frei  
  Mit tatkräftiger Unterstützung von Langzeitarbeitslosen wird zur Zeit das größte urnenfelderzeitliche Gräberfeld in der Steiermark freigelegt. Die rund 3.000 Jahre alte Anlage umfasst vermutlich über 100 Gräber.  
Sie hat wohl zu der urnenfelderzeitlichen Siedlung am Wildoner Schlossberg gehört, vermutet Grabungsleiter Christoph Gutjahr vom Kulturpark Hengist. Mit Sicherheit wurden dort auch Menschen aus Südtirol bestattet.
Im Rahmen steirischer Beschäftigungsprogramme
 
Bild: APA

Sie waren als Verkäufer, Maurer oder im Pflegedienst tätig - die neun Männer und zwei Frauen, die seit Mai täglich ab 7.00 Früh am Gräberfeld in Kainach ausrücken um die 3.000 Jahre alte Geschichte ein Stückchen weiter ans Licht zu bringen.

"Ich habe heuer wirklich eine Spitzenpartie", so Gutjahr, der schon mehrmals in Kampagnen im Rahmen des "Steirischen Qualifizierungs- und Beschäftigungsprogrammes" mit Langzeitarbeitslosen zusammengearbeitet hat.

Die Kosten übernehmen zu zwei Drittel das Arbeitsmarktservice und zum anderen das Land Steiermark.
Gräber im Vorjahr entdeckt
Das Gräberfeld wurde im Herbst 2004 in Kainach in der Gemeinde Weitendorf bei Vorarbeiten für einen Industriepark entdeckt. Damals hat man vorerst 31 Gräber geborgen, die rund 2.700 bis 3.000 Jahre alt sind.

Seit Mai wurden weitere 47 Gräber freigelegt. Bis Oktober will man die rund 6.000 Quadratmeter große Fläche untersucht haben.
Brandbestattungen aus der Urnenfelderzeit
"Bei sämtlichen Gräbern handelt es sich ausnahmslos um Brandbestattungen aus der Urnenfelderzeit, also dem spätesten Abschnitt der Bronzezeit in Europa", so Gutjahr. Der Begriff bezieht sich auf die Sitte, Friedhöfe mit Urnenbestattungen - eben "Urnenfelder" - anzulegen.

In der späten Urnenfelderzeit entstanden auf Hügelkuppen befestigte Siedlungen mit stadtähnlichem Charakter wie beispielsweise am Wildoner Schlossberg. Sie waren Mittelpunkte des Handels, der Metallverarbeitung, der Politik und Religion.
Auch einige unübliche Gräber
Unter den Kainacher Gräbern finden sich für die Steiermark unübliche Typen der so genannten Laugen-Melaun-Gruppe aus Südtirol. "Im Gebiet des heutigen Südtirol hat man die Grabbeigaben nicht verbrannt und auch die Keramik speziell ornamentiert", so Gutjahr.

Vier solcher Gräber wurden bisher in Kainach gefunden. Gutjahr vermutet, dass es sich bei den Verstorbenen wohl um Händler gehandelt hat.
Genaue Erforschung noch offen
Die vollständige Erforschung des Gräberfeldes wird jedenfalls tiefere Einblicke ermöglichen. Zu den noch zu lösenden Fragen meint der Grabungsleiter: "Wir versuchen, Einzelheiten über genaue Datierung des Gräberfeldes, Änderungen in der Bestattungssitte, Zuwanderungen, Ausstattungsmuster der Gräber sowie die Ausdehnung zu erschließen."

[science.ORF.at/APA, 27.6.05]
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Jeden Donnerstag werden um 16.00 Uhr Führungen angeboten.
Infos: Kulturparkmanagement, Frau Roscher, Tel.: 0676/530 005 75
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01.01.2010