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Tourismus kann Demokratisierung fördern  
  Soll man als Tourist demokratiepolitisch bedenkliche Länder bereisen oder lieber meiden? Mit dieser Frage beschäftigt sich am Donnerstag ein Workshop "Demokratie - aber wie?" in Wien.  
Ort der Veranstaltung ist der Wiener Standort der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt (IFF). "Tourismus hat das Potenzial, einen positiven Beitrag zur Demokratisierung des Gastgeberlandes zu leisten", ist IFF-Mitarbeiter David Campbell überzeugt.
Verhalten bestimmt Effekt im Gastgeberland
Das beste Gegenbeispiel sind für den Wissenschaftler sehr autoritäre Regime. So können Diktatoren am ehesten ungestört agieren, wenn ihre Länder völlig abgekoppelt sind. Je durchlässiger die Grenzen werden, desto eher laufen die Regime Gefahr zu stürzen.

"Allerdings hängt der Beitrag, welcher der Tourismus in einem Land leistet, schon sehr stark vom Verhalten der Reisenden ab", so Campbell gegenüber der APA. Die Wahl des Hotels oder das Kaufverhalten bestimmen, wer im Gastgeberland vom Tourismus profitiert, ob etwa die Bevölkerung etwas davon hat oder nur der Besitzer eines abgeschotteten Hotels.
Quantitative Demokratie-Bewertung
Campbell hat in den vergangenen Jahren eine Methode entwickelt, wie man die Qualität von mehr oder weniger funktionierenden Demokratien bewerten kann. Mit 50 Prozent schlagen dabei politische Faktoren zu Buche, etwa inwieweit Regierungen wechseln, es mit Pressefreiheit oder Korruption bestellt ist.

Mit je zehn Prozent bewerten die Forscher dann, wie es in den einzelnen Ländern mit Gleichstellung der Geschlechter, mit wirtschaftlichem Wohlstand, mit Gesundheitsaspekten (etwa Lebenserwartung) oder Umwelt aussieht.
Skandinavien an der Spitze
In einem Vergleich von 100 Ländern lag Österreich bei einer Erhebung im Jahr 2003 auf Platz elf. An erster Stelle findet sich Norwegen, gefolgt von Schweden, Dänemark, Finnland und der Schweiz. Dann kommen die Niederlande, Kanada, die Vereinigten Staaten, Neuseeland und auf Platz zehn Australien.

Nach Österreich reihen sich Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Irland. Erstaunlich, dass die ehemaligen kommunistischen Länder Slowenien und Tschechien mit Platz 19 bzw. Platz 21 bereits im vordersten Feld gereiht werden.
Türkei im Hinterfeld
Schon eher weiter hinten finden sich die EU-Beitrittswerber Rumänien (Platz 38) und Bulgarien (Platz 42). Fast schon am Ende des Feldes ist die Türkei gereiht, mehr als Platz 73 war 2003 nicht drin. Absolute Schlusslichter sind Lesotho, Guinea-Bissau und Simbabwe.

Für den Herbst hat Campbell eine neue Bewertung angekündigt. "Dabei wird es erst richtig spannend, denn für mich sind die Entwicklungen in den einzelnen Ländern über die Jahre eigentlich entscheidender als das Ranking".

[science.ORF.at/APA, 29.6.05]
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01.01.2010