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Partnerwahl: Vorlieben wechseln mit weiblichem Zyklus  
  Frauen finden Männer nicht immer gleich attraktiv. Wie tschechische Anthropologen herausfanden, wechseln die Vorlieben mit der Zyklusphase: Befindet sich die Frau unmittelbar vor dem Eisprung, gefallen ihr dominante Partner besser als während der restlichen Tage.  
Allerdings machen die Forscher der Prager Karlsuniversität eine grundlegende und scheinbar paradoxe Einschränkung: Nur bei Frauen, die in einer stabilen Partnerschaft leben, wurden die wechselnden Vorlieben sichtbar. Single-Frauen zeigten hingegen keine Schwankungen.
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Die Studie "Women's preference for dominant male odour: effects of menstrual cycle and relationship status" von Jan Havlicek, Craig Roberts und Jaroslav Flegr ist am 6. Juli 2005 in den "Biology Letters" der britischen Royal Society erschienen (DOI:10.1098/rsbl.2005.0332).
->   Zu den "Biology Letters"
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Genetische Stabilität
Grundsätzlich wurde der Zusammenhang zwischen Geruch, Gesichtszügen und sexueller Anziehungskraft von der Wissenschaft schon mehrmals belegt: So zeigten die beiden Biologen Randy Thornhill und Steven Gangestad schon 1999, dass Frauen den Geruch von besonders ebenmäßigen Männern bevorzugen, was als Hinweis auf genetische Stabilität gilt.
->   Zum Abstract der Thornhill/Gangestad-Studie
Unterschiedliche Genome
Außerdem bevorzugen Menschen einen Partner bzw. eine Partnerin, deren Genom möglichst unterschiedlich im Vergleich zum eigenen ist - vermutlich, weil damit die Chancen steigen, dass der Nachwuchs von beiden das beste Genmaterial erbt.
->   Geruchssinn bestimmt Partnerwahl (5.6.02)
Geruch, Zyklus und Leben in Partnerschaft bzw. als Single
Auch die Bedeutung des weiblichen Zyklus für die Wahrnehmung war bereits bekannt: So zeigten Gangestad und Thornhill, dass Frauen vor dem Eisprung besonders viel Wert auf eine ebenmäßige Erscheinung legen.

Die tschechischen Wissenschaftler konzentrierten sich nun auf einen weiteren Aspekt der biologischen Mechanismen in der Partnerwahl: Sie erforschten den Zusammenhang zwischen attraktivem Geruch, aktuellem Stand im Zyklus und Partnerschaft bzw. Single-Dasein.
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Der Versuch
Die Forscher führten mit 48 Männern zwischen 19 und 27 einen Persönlichkeitstest durch, um ihr Dominanzverhalten zu erheben, und baten sie, für 24 Stunden Baumwoll-Einlagen unter ihren Achselhöhlen zu tragen. Die Einlagen wurden 30 Studentinnen zur Geruchsprobe vorgelegt, die sich kurz vor dem Eisprung befanden.

Als Kontrollgruppe dienten 35 Studentinnen, deren Zyklus sich ganz am Anfang oder am Ende befand. Jede Frau bewertete den Geruch nach seiner Intensität, sexuellen Anziehung und Männlichkeit.
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Geruch dominanter Männer besonders "sexy"
Wie der Versuch eindeutig zeigte, bewerteten die Frauen in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus den Geruch von sich eher dominant verhaltenden Männern als besonders "sexy".

Dass es einen Zusammenhang zwischen Dominanz und sexueller Anziehungskraft gibt, führen die Forscher auf ein gesteigertes Selbstbewusstsein und damit forscheres Auftreten zurück.
Kein Zusammenhang bei Single-Frauen
Der Zusammenhang zwischen Zyklusstand und besserer Bewertung des Körpergeruchs zeigte sich aber nur bei jenen weiblichen Versuchspersonen, die in einer Partnerschaft lebten. Bei den Single-Frauen konnte kein Zusammenhang festgestellt werden.
Frauen verfolgen "gemischte Partnerstrategie"
Frauen scheinen eine "gemischte Partnerstrategie" zu verfolgen, schreiben Jan Havlicek und Kollegen in den "Biology Letters". Den Grund dafür sehen sie darin, dass die dominanten Männer zwar attraktiveres genetisches Material bereithalten, sie sich aber meist nicht durch besonders viel Fürsorge für den Nachwuchs auszeichnen.

Rein biologisch ziehen Frauen daher als Väter ihrer Kinder eher dominante Männer vor, als Partner aber suchen sie sich Männer aus, die bereit sind, Zeit und Nerven in die Betreuung des Nachwuchses zu investieren.
Praxisrelevanz?
Untermauert wird diese These auch durch andere Forschungsarbeiten. So zeigte sich bei Tests mit Männergesichtern, dass Frauen während ihrer fruchtbaren Tage auf besonders maskuline Gesichter ansprechen.

Über die praktischen Auswirkungen ihrer Erkenntnisse schweigen sich die Forscher allerdings aus. Denn letztlich scheint es in den meisten Fällen doch so zu sein, dass die biologischen Mechanismen den gesellschaftlichen Konventionen und den individuellen Vorstellungen von Partnerschaft untergeordnet werden (können).

[science.ORF.at, 6.7.05]
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Frau beurteilt Frau abhängig vom Zyklus (20.2.04)
->   Studie: Attraktive Männer haben fitteres Sperma (28.5.03)
->   Partnerwahl: Schönheit kommt vor Alter (20.6.01)
 
 
 
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01.01.2010