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Wittgenstein-Preise 2005 an Grimm und Dickson  
  Am Freitag sind Österreichs bedeutendste Wissenschaftspreise vergeben worden: Dem Experimentalphysiker Rudolf Grimm und dem Genetiker Barry Dickson wurden die mit je 1,3 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preise verliehen. Außerdem wurden fünf Nachwuchsforscher mit START-Preisen ausgezeichnet.  
Rudolf Grimm von der Uni Innsbruck wurde für seine Studien zu ultrakalten Quantengasen und dem Bose-Einstein-Kondensat ausgezeichnet, Barry Dickson - zukünftiger Direktor des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien - für seine Arbeiten zur Entwicklung und Funktion von neuronalen Netzwerken.
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Auszeichnung seit 1996
Der Wittgenstein-Preis wird seit 1996 jährlich vom Bildungsministerium vergeben. Die Auswahl wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) abgewickelt.
->   Wittgenstein-Preis (FWF)
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Experimentalphysiker Grimm forscht ...
1995 wurde es erstmals hergestellt: das so genannte Bose-Einstein-Kondensat (BEC) - ein wundersamer Zustand der Materie bei tiefsten Temperaturen.

Seit damals ist weltweit ein Forschungsboom an Gasen nahe dem absoluten Nullpunkt ausgebrochen. Der 1961 in Mannheim geborene Rudolf Grimm war immer an vorderster "Front" dabei. Im Jahre 2002 gelang Grimm die weltweit erste Erzeugung eines Bose-Einstein-Kondensats aus Cäsium-Atomen, welches besonders vielseitige Wechselwirkungen bietet.
... zu ultrakalten Gasen
Ein Jahr später erzeugte das Team erstmals ein Bose-Einstein-Kondensat aus Molekülen. Die Gruppe um Grimm untersucht außerdem Möglichkeiten zur Steuerung der Wechselwirkung in Quantengasen und befasst sich mit Fragen der Superfluidität in ultrakalten Teilchensystemen.

Indizien für die reibungsfreie Strömung von Teilchen in einem Fermi-Kondensat konnte Grimm im vergangenen Jahr erstmals finden, als er die ultrakalte Quantenwolke durch Radiowellen untersuchte. Das US-Journal "Science" zählte dies zu den zehn wichtigsten Forschungsinnovationen des Jahres 2004.

Mit dem Wittgenstein-Preis möchte Grimm neuartige ultrakalte Modellsysteme experimentell realisieren, ihre elementaren Wechselwirkungen untersuchen und damit neue Erkenntnisse über das Verhalten komplexer Quantensysteme gewinnen.
->   Mehr über Grimms Studien zu ultrakalten Gasen
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Bild: FWF
Rudolf Grimm ist Universitätsprofessor am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck sowie wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichische Akademie der Wissenschaften in Innsbruck.
->   Arbeitsgruppe von Rudolf Grimm (Uni Innsbruck)
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Genetiker Dickson arbeitet zu ...
Barry Dickson ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Erforschung der Funktion von Genen bei den Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster). Sein Forschungsinteresse gilt dem sich entwickelnden Nervensystem und seiner korrekten "Verdrahtung".

An der Fruchtfliege untersucht er, wie die Fortsätze der Nervenzellen (Axone) im Verlauf der Embryonalentwicklung auf ihre Zielorgane zuwachsen und durch welche Signalmoleküle Richtung und Verlauf des Auswachsens gesteuert werden.

Die Entwicklung und Funktion von neuronalen Netzwerken war dann auch Titel seiner erfolgreichen Wittgenstein-Nominierung.
... Verhaltensmustern von Fruchtfliegen
Im Jahr 2000 gelang es Dickson, die Funktion der so genannten Robo-Rezeptoren aufzuklären. Der von ihm geprägte "Robo-Code" hat mittlerweile Eingang in die Lehrbücher der Entwicklungsbiologie gefunden.

Zuletzt widmete das renommierte Biologie-Journal "Cell" einer Studie von Dickson eine Covergeschichte. Ihr zufolge kann ein einzelnes Gen das komplexe Verhaltensmuster von Tieren steuern - konkret handelte es sich um die Veranlagung zu männlichem bzw. weiblichem Sexualverhalten bei Fruchtfliegen.
->   Mehr dazu: Gen kontrolliert Sex-Verhalten von Fliegen
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Bild: FWF
Bevor Barry Dickson 1998 als Group Leader an das Institut für Molekulare Pathologie (IMP) kam, war er an der Universität Zürich und an der University of Berkeley tätig. Derzeit arbeitet als Senior Scientist am Institut für molekulare Biotechnologie der ÖAW (IMBA), ab 2006 löst er den britischen Genetiker Kim Nasmyth als Leiter des IMP ab.
->   Homepage Barry Dickson (IMBA)
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Auch START-Preise vergeben
Zugleich mit den Wittgenstein-Preisen wurden am Freitag auch die START-Preise für Nachwuchsforscher vergeben.

Sie gehen an:
- Alexandra Lusser, Molekularbiologin an der Medizinischen Universität Innsbruck (Projekttitel: "Funktionelle Bedeutung des Chromatin-Verpackungsfaktors CHD1")
- Michael Hintermüller, Mathematiker an der Universität Graz (Projekttitel: "Interfaces und freie Ränder")
- Matthias Horn, Biologe an der Universität Wien (Projekttitel: "Die Evolution von Symbiose und Pathogenität - Umweltchlamydien und Amöben als Modellsystem")
- Michael Moser, Slawist an der Universität Wien (Projekttitel: "Tausend Jahre ukrainische Sprachgeschichte in Galizien") und
- Norbert Zimmermann, Archäologe an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Projekttitel: "Die Domitilla-Katakombe in Rom").

Die fünf Forscher erhalten in den nächsten sechs Jahren jeweils rund 200.000 Euro jährlich für ihre wissenschaftlichen Arbeiten.

[science.ORF.at, 8.7.05]
->   Mehr über die Wittgenstein- und START-Preisträger (FWF)
->   Wittgenstein PreisträgerInnen Club
Die Wittgenstein-Preise der vergangenen Jahre:
->   2004: Historiker Walter Pohl
->   2003: Biochemikerin Renée Schroeder
->   2002: Physiker Ferenc Krausz
->   2001: Molekularbiologen Meinrad Busslinger und Heribert Hirt
 
 
 
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01.01.2010