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Nun "perfekt": Aus für offenen Uni-Zugang  
  Der offene Zugang zu den österreichischen Universitäten ist seit Freitagnachmittag Geschichte. Der Nationalrat eröffnete mit Koalitionsmehrheit den Unis die Möglichkeit, in acht Fächern Beschränkungen einzuführen.  
Damit wurde auf ein EuGH-Urteil reagiert, das die bisher geltende positive Diskriminierung österreichischer Studenten außer Kraft gesetzt hat.
->   EuGH: Uni-Zugangsregeln Österreichs sind EU-widrig (7.7.05)
Medizin-Uni Wien: Bereits 700 deutsche Interessenten
Die ersten Auswirkungen des Urteils gibt es schon. An der Medizin-Uni Wien wurden bereits 700 deutsche Interessenten registriert. Der Großteil sei heute, Freitag, eingegangen, sagte ein Uni-Sprecher.

Die Vorerfassung ist aber noch keine Inskription. Zunächst muss noch die Studiengebühr eingezahlt und der Weg zur Zulassungsstelle angetreten werden. Dies dauert erfahrungsgemäß einige Tage.
Begrenzungen bei acht Studienrichtungen
Bisher durften EU-Bürger praktisch nur dann in Österreich studieren, wenn sie in ihrem Heimatland einen Studienplatz vorweisen können. Das hielt vor allem deutsche Studenten ab, die durch den dortigen Numerus clausus (NC) gehindert waren, ins Nachbarland zu wechseln.

Dies wird nun anders: Sie haben die gleichen Rechte wie ihre österreichischen Kollegen, weswegen in den NC-Fächern Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Biologie, Psychologie, Pharmazie sowie in den überlaufenen Gegenständen BWL und Publizistik Grenzen eingezogen werden.
->   Uni-Zugang: Beschränkungen auch für Publizistik (8.7.05)
Alle Studierenden betroffen
Entgegen ersten Ankündigungen können die Beschränkungen nicht nur Studienanfänger betreffen, sondern alle Studierenden der betroffenen Fächer - etwa beim Umstieg von Bakkalaureat- auf Magisterstudien bzw. von Magister- auf Doktorat-Studien.

Die acht Studienrichtungen werden derzeit von etwa 70.000 Studenten belegt.
Zulassungsprüfung oder Eingangsphase
Die Selektion kann per Gesetz durch Auswahlverfahren vor der Zulassung - wie in Medizin geplant - oder bis zu zweisemestrige Eingangsphasen umgesetzt werden.

Schulnoten dürfen dabei herangezogen werden, allerdings nicht als alleiniges Kriterium. Zusätzlich ist eine Befristung der Regelung auf zwei Jahre vorgesehen.
Opposition kritisiert Geldmangel der Unis
SPÖ und Grüne konnten sich im Parlament nach langen Verhandlungen nicht entscheiden, der Vorlage zuzustimmen. Ihr Argument: Es werde nicht sichergestellt, dass für österreichische Studenten zusätzliche Plätze geschaffen würden.

Kein einziger zusätzlicher Cent für die Unis stehe im Gesetz - "Schämen Sie sich", meinte Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen. SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal ärgerte sich außerdem darüber, dass unnötig viele Fächer von den Zugangsbeschränkungen betroffen seien.
ÖH dagegen, Rektoren dafür
Auch die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) machte ihrem Ärger im Parlament Luft: "Lebenstraum geplatzt" stand auf einem auf der Besuchergalerie geschwenkten Plakat, den Abgeordneten wurden Seifenblasen entgegengepustet.

Erste Reaktion von ÖH-Chefin Rosa Nentwich-Bouchal: "Nach einer halben Stunde Debatte ist nach 35 Jahren der freie Hochschulzugang abgeschafft worden".

Die Rektoren, deren Chef Christoph Badelt heute ebenfalls in der Hofburg zu Gast war, begrüßten hingegen die Zugangsbeschränkungen als "unabdingbare Notmaßnahmen".
Regierung verteidigt Vorgehen
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) verteidigte ihrerseits die Änderung des Uni-Gesetzes. Viele Anregungen seien berücksichtigt worden - etwa die Forderung nach einer zunächst zweijährigen Befristung der Zugangsbeschränkungen.

Auch trage die Koalition die Verantwortung dafür, dass der freie Hochschulzugang in allen anderen Fächern erhalten bleibe.

Würde man einfach alle ausländischen Studenten nach Österreich einladen, müsste man gleich im Herbst einige neue Medizin-Unis bauen, erläuterte BZÖ-Wissenschaftssprecherin Magda Bleckmann das Ja ihrer Fraktion.

[science.ORF.at/APA, 8.7.05]
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01.01.2010