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Anti-Baby-Pille erhöht und senkt Krebsrisiko  
  Verhütungsmittel mit den kombinierten Hormonen Östrogen und Progesteron erhöhen nach einer Studie der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon das Risiko einiger Krebsarten.  
Anti-Baby-Pillen förderten Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Leberkrebs, verringerten allerdings auch das Risiko von Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs, berichtete die Agentur, die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört.
Auch Hormonersatztherapie Krebs erregend
Eine Gruppe von 21 Wissenschaftern hatte mehr als 60 Studien zu Hormonpillen und Krebs analysiert.

Auch die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren mit der Östrogen-Progesteron-Kombination stuften die Experten daraufhin als Krebs erregend ein. Besonders Brust- und Gebärmutterschleimhautkrebs würden durch eine Hormonersatztherapie zunehmen.
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Die Ergebnisse der Analyse wurden unter dem Titel "Carcinogenicity of combined oestrogen-progestagen contraceptives and menopausal treatment" im Fachjournal "The Lancet Oncology" publiziert.
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Gebärmutterhalskrebs: Risiko bleibt erhöht
Die Wissenschaftler analysierten auch, wie lange ein erhöhtes Risiko durch die Pilleneinnahme bestehen bleibt.

Bei Brustkrebs stellten sie fest, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung zehn Jahre nach Absetzen des Medikaments wieder jenem von Frauen entspricht, die nie die Pille genommen haben. Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs hingegen bleibt auch langfristig erhöht.
Andere Krebsarten: Bis zu 15 Jahre präventive Wirkung
Bei jenen Krebsarten, deren Wahrscheinlichkeit durch hormonelle Verhütungsmittel reduziert wird, stellen die Forscher fest, dass das Risiko umso stärker sinkt, je länger sie eingenommen werden.

Bei manchen Präparaten kann 15 Jahre lang eine präventive Wirkung nachgewiesen werden.
Hormonersatz: Einnahme von Progesteron wichtig
Zur Hormontherapie während bzw. nach den Wechseljahren stellten die Wissenschaftler fest, dass besonders jene Präparate eine Krebs fördernde Wirkung haben, wenn an weniger als zehn Tagen im Monat Präparate mit Progesteron eingenommen werden.

Wird Progesteron täglich dem Körper zugeführt, sei das Krebsrisiko gleich hoch wie bei Frauen, die nie eine Hormonersatztherapie gemacht hätten.
->   Mehr über Progesteron in Wikipedia.de
Risiko gemeinsam mit Ärzten abwägen
Frauen sollten Nutzen und Risiken der Hormonpillen gemeinsam mit ihrem Arzt abwägen, rät die Internationalen Krebsforschungsagentur.

Allerdings bräuchten junge Frauen, die aufgrund ihrer Familiengeschichte und Lebensweise ein geringes Brustkrebs-Risiko aufweisen, nicht auf die hormonelle Verhütung zu verzichten, sagte die IARC-Ärztin Silvia Franceschi.
100 Millionen Frauen nehmen Pille
"Bei Frauen ab 35 oder 40, wenn das Krebsrisiko steigt, könnte eine Umstellung auf alternative Verhütungsmittel jedoch sinnvoll sein", sagte sie.

Weltweit nehmen den Angaben zufolge mehr als 100 Millionen Frauen die Anti-Baby-Pille, das seien etwa zehn Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Rund 20 Millionen Frauen unterzogen sich Schätzungen zufolge im Jahr 2000 einer Hormonersatztherapie.

Allein aufgrund der großen Verbreitung von hormonellen Medikamenten müssten die langfristigen Auswirkungen noch genauer untersucht werden, zeigen sich die IARC-Forscher überzeugt.

[science.ORF.at/APA/dpa, 3.8.05]
->   Internationale Krebsforschungsagentur der WHO
Mehr zum Thema Hormoneinnahme in science.ORF.at:
->   Warnung vor Krebsrisiko bei Testosteron-Therapien (8.2.05)
->   Pflanzliche Hormone schützen vor Darmkrebs (7.12.04)
->   Hormon-Studie wegen Brustkrebsrisiko abgebrochen (3.2.04)
 
 
 
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01.01.2010