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Rothirsche halten nur nachts Winterschlaf  
  Rothirsche können im Winter ihre Körpertemperatur kurzfristig stark absenken. Damit sparen sie Energie. Allerdings laut Wiener Forschern nur in kalten Nächten und mit hungrigem Magen.  
Echte Winterschläfer verlangsamen ihren Stoffwechsel und senken ihre Körpertemperatur auf ein Minimum - bis zum Frühling.

Rothirsche zeigten ein ähnliches Verhalten, allerdings nur in kalten Spätwinternächten, sagt Walter Arnold, Projektleiter am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Bei wenig Futter kühlt der Hirsch
Die Tiere seien darauf vorbereitet, ihre Stoffwechselrate zu senken, sobald die Tage kürzer werden.

Damit der Körper auch wirklich auskühlt, brauche es aber weitere Voraussetzungen: "Das passiert dann über andere Signale, wie zum Beispiel die Temperatur, die Futterverfügbarkeit oder die Qualität des Nahrungsangebotes¿, erklärte Arnold im ORF-Radio.
Unterhauttemperatur bis zu 15 Grad
Um den Stoffwechsel der Hirsche zu beobachten, messen die Forscher Temperatur und Herzschlag der Tiere am Brustbein.

Dazu wird eine Sonde unter der Haut eingesetzt, einem Herzschrittmacher ähnlich, wie Walter Arnold erläuterte. An dieser Stelle können die Tiere bis auf 15 Grad Celsius abkühlen.

Die eigentliche Körpertemperatur wird mit einer Magensonde gemessen, die die Forscher im Pansen der Rothirsche einsetzen. Die Abkühlung erfolgt parallel zur Unterhauttemperatur. Das bestätige das winterschlafähnliche Verhalten der Hirsche.
Rotwild wandert nicht mehr
Rotwild wird im Winter üblicherweise gefüttert. Das sei notwendig, wie Arnold bestätigt, aber aus wildtierbiologischer Sicht nur eine "Krücke": Die Tiere würden normalerweise im Winter ins Flachland wandern, um Nahrung zu finden.

Diese Wege seien ihnen heute aber oft versperrt, weshalb sie in den dafür ungeeigneten Sommerrevieren überwinterten.
Kein Winterschlaf bei zu viel Futter
Wird das Wild allerdings zu viel oder falsch gefüttert, bleiben die notwendigen Signale aus, die den Kurz-Winterschlaf auslösen. Besonders eiweißreiche Nahrung wirkt sich negativ aus, weil sie in der Natur im Winter nicht verfügbar ist.

Artgerechte Fütterung muss sich laut Arnold nach dem saisonalen Nahrungsangebot richten, um den Biorhythmus der Hirsche nicht durcheinander zu bringen.

Hannelore Schopfhauser, Ö1-Wissenschaft, 17.8.05
->   Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
->   Beiträge zum Stichwort Winterschlaf im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010