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Nachhaltige Energie: Wärme aus dem Kanal  
  Auf der Suche nach klimafreundlichen Energiesystemen sind Wiener Forscher auf Abwasserkanäle gestoßen. Sie prüfen neue Möglichkeiten, Gebäude mittels Wärmepumpen zu heizen.  
Die Forscher sind von den Vorteilen des Abwassers gegenüber anderen Wärmequellen wie Außenluft, Erdreich oder Grundwasser überzeugt. In Deutschland und der Schweiz arbeiten bereits Versuchsanlagen in den Kanälen, Österreich hat noch Nachholbedarf.
Pumpen für Wärme und Kühlung
WC-Spülung, Badewasser, Abwasser aus der Küche: Damit kann man Gebäude heizen - oder kühlen, und zwar mit Hilfe von Wärmepumpen.

Brigitte Bach leitet die Abteilung Nachhaltige Energiesysteme bei Arsenal Research in Wien. Die Wissenschaftlerin erklärt die Vorzüge von Wärmepumpen so: Es seien Maschinen, die in beide Richtungen arbeiten können. Mit der richtigen Planung bereits beim Hausbau könnte man sie als Heizung im Winter und als Klimaanlage im Sommer nützen.
Potenzialanalysen
Besser als das Erdreich, das im Winter stark abkühlt, eignet sich Abwasser als Wärmequelle.

Gernot Glasner führte für Arsenal Research so genannte Wärmepotenzialanalysen in drei österreichischen Städten durch. Dabei wird geprüft, wo und wie viel Wärme dem Abwasser entzogen werden kann.
Abwasser könnte 30.000 Wohnungen heizen
Abwasser hat eine nahezu konstante Temperatur von zehn bis 20 Grad, mehr als Grundwasser oder Erdreich. 260 Gigawattstunden Wärme könnten aus heimischen Kanälen gewonnen werden.

Damit kann man ungefähr 30.000 Wohnungen heizen. Mehr sei nicht möglich, erklärt Brigitte Bach, sonst würde das Abwasser zu kalt und die Mikroorganismen in der Kläranlage könnten es nicht mehr reinigen.
Klimatisierung größerer Gebäude
Die neue Technik eigne sich für die Klimatisierung größerer Gebäude wie Schulen oder großer Bürohäuser, sagt Brigitte Bach. Für Einfamilienhäuser wäre die aufwendige Installation der Anlagen zu teuer. Die Expertin rechnet mit Förderungen der öffentlichen Hand, sobald die Technik einsatzbereit wäre.
74.000 Tonnen weniger Kohlendioxid jährlich
Es ist erstaunlich, warum diese günstige und erneuerbare Energiequelle bisher nicht genutzt wurde. Glasner erklärt, dass ein Wärmetauscher in einem Kanal besonders haltbar sein müsse: Kanäle würden für 50 Jahre gebaut - so lange müssten auch die darin eingebetteten Wärmeüberträger halten.

Immerhin würden durch die Nutzung der Abwasserwärme jedes Jahr 74.000 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen, schätzen die Experten für nachhaltige Energiesysteme.

Hannelore Schopfhauser, Ö1-Wissenschaft, 19.8.05
->   Arsenal Research
 
 
 
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01.01.2010