News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Details zum Influenza-Pandemieplan für Österreich  
  Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) wird Ende dieser Woche wahrscheinlich den Österreichischen Influenza-Pandemieplan 2005 unterschreiben. Der APA liegt eine "1. Auflage" vor.  
Zwar könnten an dieser Version noch Änderungen vorgenommen werden, die Grundprinzipien scheinen aber klar: Österreich soll - wie alle Länder der EU - organisatorisch für eine globale Influenza-Epidemie mit neuen Viren gerüstet sein.

Am 30. August soll das im Ministerrat - inklusive des möglichen Ankaufs und der Bevorratung des ursächlich wirksamen Influenza-Medikaments "Tamiflu" - diskutiert werden.
Ein Drittel der Bevölkerung würde erkranken
Im Vorwort der Ministerin heißt es in dem vorliegenden Papier: "Modellrechnungen haben ergeben, dass während einer Pandemie ca. ein Drittel der Bevölkerung erkrankt. Dies würde für Österreich bedeuten: 2,6 Millionen Krankheitsfälle, 40.000 Spitalsaufnahmen und 10.000 Todesfälle."
...
Kalkulation der Erkrankungs- und Sterberaten
Legt man Erkrankungsraten von 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung zu Grunde, wäre man in Fall einer fehlenden medikamentösen Prophylaxe und Therapie mit folgender Situation konfrontiert:

- Fast 53 Prozent aller Arztkonsultationen wären durch die Influenza bedingt.

- 1,5 Prozent der Erkrankten müssten ins Spital. 0,4 Prozent der Erkrankten würden wahrscheinlich sterben. 30 Prozent Erkrankungsrate würden fast 1,3 Millionen Arztkonsultationen, 36.000 Spitalsaufnahmen und 9.672 Todesfälle bedeuten.
...
Doppelt so viele Opfer wie bei "normaler" Grippe
Das wären etwa doppelt so viele Opfer wie alljährlich in Österreich der "normalen" Influenza erliegen. Die in Berechnungen entsprechen jenen Daten, die in Deutschland für die Spanische Grippe in den Jahren 1918 bis 1920 registriert wurden.

Niemand weiß aber, wie tödlich die Vogelgrippe tatsächlich wäre. Sie tötete zum Beispiel in den vergangenen Jahren ein Drittel der Erkrankten in Hongkong und fast 80 Prozent in Vietnam.
Medikamentöse Prophylaxe wäre effektiv
Bei Verwendung von medikamentöser Prophylaxe für die Angehörigen des Gesundheitsbereiches und die der Infrastruktur und der Therapie aller Erkrankten könnten 60 Prozent der Hospitalisierungen und Todesfälle verhindert werden.

Der prophylaktische Einsatz von Medikamenten oder Impfungen könnte den Ausbruch behandungsbedürftiger Influenza-Erkrankungen um 80 Prozent reduzieren.
...
Zwei Medikamente stehen zur Behandlung zur Verfügung
Zur Behandlung der Influenza stehen antivirale Medikamente ("Tamiflu" oder - weniger gut anwendbar - "Zanamivir") zur Verfügung.

Oseltamivir ("Tamiflu") ist derzeit das am besten für die Prophylaxe und Therapie der Influenza geeignete antivirale Medikament. Es ist insbesondere zur Überbrückung der Vorlaufzeit bis zur Verfügbarkeit des Pandemie-Impfstoffes zur Versorgung zumindest der Risikogruppen von großer Bedeutung.
->   Influenza-Vorsorge: "Tamiflu" für Österreich (12.8.05)
...
Pulverform kostet weniger
Als spezielle Darreichungsform für den Pandemiefall wird eine weitere Tamiflu-Pulverform (Oseltamivirphosphat) vom Hersteller Roche angeboten, welche eine Haltbarkeit von fünf Jahren aufweist (wird möglicherweise auf zehn Jahre erhöht).

Diese Darreichungsform wird aber nur Regierungen sowie Gesundheitsbehörden angeboten und darf nur im Falle einer behördlich ausgerufenen Pandemie zur Anwendung kommen. Es ist erheblich kostengünstiger: eine Woche Therapie: 7,7 Euro, eine Woche Prophylaxe: 3.85 EURO).
Sekundärerkrankungen mit Antobiotika behandeln
Für die Therapie von Sekundärerkrankungen eignen sich vor allem Antibiotika wie Makrolide, Ketolide, Amoxicillin (+Clavulansäure).

Die tatsächlich vorhandenen Antibiotika-Reserven müssen über die Pharmig (Vereinigung der pharmazeutischen Industrie) sowie den Großhandel erhoben werden.

Um Engpässe zu vermeiden, müssen bei mangelnden Reserven mit den Herstellerfirmen bzw. der Pharmig Modalitäten zur raschen Lieferung im Anlassfall vereinbart werden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 22.8.05]
->   Mehr über die Vogelgrippe im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010