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Forum Alpbach: Bringt Forschung Innovationen?  
  Bei den Reformgesprächen des Europäischen Forum Alpbach wurde das Thema "Innovationen" diskutiert. Die Rolle der Forschung bewerteten Experten in diesem Zusammenhang durchaus unterschiedlich.  
Die Innovationsfähigkeit von "forschungsintensiven Unternehmen" werde dabei "überschätzt", sagte Gerd Bender, Privatdozent für Wirtschafts- und Industriesoziologie an der Universität Dortmund.

Luc Soete von der Merit Universität Maastricht vertrat in Alpbach dagegen eine entgegengesetzte These. Er betonte die Forschung als wesentlichen Faktor für Innovation.
Lissabon-Prozess kritisch hinterfragt
Bender versuchte eine wesentliche Annahme des Lissabon-Prozesses - dass nämlich wissenschaftlich-technologisches Wissen notwendige Bedingung für Innovation ist - zu relativieren.

Zur Erreichung des EU-Ziels, bis 2010 wettbewerbsfähigster Wirtschaftsraum der Welt zu werden, dürften nicht-forschungsintensive Unternehmen nicht vergessen werden. Deren Beitrag werde "sicherlich unterschätzt".
"Handlungsfähigkeit begründet Innovation"
Die Eigenschaft von Organisationen, dauerhaft handlungsfähig zu sein ("capabilities"), begründen Innovation, sagte Bender, der auf ein entsprechendes Forschungsprojekt namens "Pilot" verwies. Solche "capabilities" seien erstens das Vermögen, allgemein zugängliches Wissen in eine spezifische Kompetenz zu verwandeln.

Zweitens sei ein gutes Zusammenspiel von Wissen, Maschinerie und Menschen wichtig. Die Innovationsfähigkeit wiederum werde durch mehrere Aspekte gefördert: Durch Entwicklung strategischer Kompetenzen, durch Informationen über die Bedingungen, in denen das jeweilige Produkt genutzt wird; weiters durch Kooperation mit Dritten und durch preiswerten Zugang zu wissenschaftlicher Kompetenz.
->   PILOTprojekt
"Innovation ohne Forschung schwierig"
Soete setzte den Schwerpunkt seiner Argumentation anders: "Innovation ohne Forschung wird Schwierigkeiten haben". Dabei gebe es mehrere Probleme. Die Forschungs- und Entwicklungspolitik biete nicht genügend Anreize, um einen Strukturwandel anzuregen.

Ein europäisches Innovationssystem fehle. Europa gebe im Vergleich zu den USA weniger für Forschung und Entwicklung aus, die Lücke betrage 18 Mrd. Dollar (14,7 Mrd. Euro). Es gebe eine Überqualifizierung in der Berufswelt und damit eine Unterausnutzung von Fähigkeiten der Arbeitskräfte.

Außerdem wandere Know-how ab, weil Wissenschafter und Lehrer keinen Job finden. Gleichzeitig würden die Doktoratsabschlüsse jedes Jahr weiter zunehmen: "Wir haben es mit einem Wachstumsparadoxon zu tun."

[science.ORF.at/APA, 23.8.05]
->   Europäisches Forum Alpbach
 
 
 
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01.01.2010