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Placebo-Effekt biochemisch nachgewiesen  
  Scheinmedikamente (Placebos) regen im Gehirn die Ausschüttung von körpereigenen Schmerzmitteln an. Das widerspreche der weit verbreiteten Annahme, dass der Placebo-Effekt rein psychologisch sei.  
Dies berichtet Jon-Kar Zubieta von der Universität Michigan in Ann Arbor in einer aktuellen Studie.
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Die Studie "Placebo Effects Mediated by Endogenous Opioid Activity on My-Opioid Receptors von Jon-Kar Zubieta et al. erschien im Fachjournal "The Journal of Neuroscience" (Band 25, Nr.34, Ausgabe vom 24. August 2005).
->   The Journal of Neuroscience
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Placebo regt Endorphin-Ausschüttung an
Das Team um Zubieta untersuchte zwei Gruppen gesunder Versuchspersonen, denen Schmerzen zugefügt wurden. Sieben Menschen erhielten bei dem Versuch kein Medikament. Ebenso viele erwarteten ein wirksames Schmerzmittel, bekamen aber tatsächlich nur ein Scheinmedikament gespritzt.

Per Handzeichen übermittelten sie, wie stark sie die Schmerzen spürten, während sie in der Röhre des Positronen-Emissions-Tomographen (PET) lagen. Die PET-Untersuchung machte den Hirnstoffwechsel sichtbar.

Die Versuchspersonen der Placebo-Gruppe empfanden weniger Schmerzen als Menschen der Vergleichsgruppe. Die PET-Bilder der Placebo-Gruppe zeigten, dass im Gehirn Endorphine ausgeschüttet wurden, die als körpereigene Schmerzhemmer wirken.
Erwartungswert von hoher Bedeutung
Der Placebo-Effekt in der Medizin ist seit langem bekannt. Nicht nur Scheinmedikamente, sondern sogar Scheinoperationen können Beschwerden lindern. Warum Placebos wirken, ist umstritten. Bisher gingen viele Wissenschafter von hauptsächlich psychologischen Effekten aus.

Erst im Juni hatte ein Team um Predrag Petrovic nachgewiesen, dass Placebos auch die Hirnaktivität zur Vermeidung unangenehmer Gefühle steigern können. Von besonders hoher Bedeutung sei dabei die jeweilige Erwartungshaltung der Testpersonen gewesen (Neuron 46, S. 957).

[science.ORF.at/dpa, 24.8.05]
 
 
 
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01.01.2010