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Alpbach: Strategien für Unis und Forschung präsentiert  
  Mit zufriedenen Bilanzen und Versprechungen für die Zukunft haben Mittwochnachmittag die heurigen Technologiegespräche im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach begonnen. Die Elite-Universität soll im kommenden Jahr laut Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) Wirklichkeit werden, die Globalbudgets für die Universitäten ab 2007 steigen. Und der Forschungsrat stellte seine neue "Strategie 2010" vor.  
Im Mittelpunkt der an die deutsche "Agenda 2010" erinnernden Strategie steht die Forderung nach einer weiteren Steigerung der Forschungsausgaben. Die öffentlichen Budgets für Forschung und Entwicklung (F&E) sollen bis 2010 um jährlich sieben bis neun Prozent anwachsen.
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Technologiegespräche in Alpbach
Unter dem Titel "Forschung, Entwicklung, Produktion eine globale Neuordnung der Standorte" finden heuer bereits zum 23. Mal die Technologiegespräche in Alpbach statt.
->   Forum Alpbach
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Elite-Uni Teil eines Exzellenz-Netzes
Bild: ORF
Elisabeth Gehrer in Alpbach
"Wir werden das 'Austrian Institute of Advanced Science and Technology' (AIAST) gründen und finanzieren", betonte Gehrer in Alpbach. Gemeinsam mit Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ) und Erich Gornik, Direktor der Austrian Research Centers, eröffnete sie die Technologiegespräche.

"Das AIAST wird eine Einrichtung werden, die selbst ein Exzellenzzentrum ist, sich aber auch mit den Exzellenzzentren an den Unis vernetzt", meinte die Bildungsministerin. Diese müssten in den nächsten Jahren auch ausgebaut werden.
"Wir werden das finanzieren"
Im Endausbau wird das AIAST in zehn bis 15 Jahren rund 80 Mio. Euro jährlich kosten, man werde zunächst allerdings "kleiner anfangen", so Gehrer. Vorerst soll es nur drei oder vier Institute geben.

Im Endausbau soll die Hälfte der Mittel für das AIAST aus eingeworbenen Forschungsmitteln und zur anderen Hälfte aus einem abgesicherten Budget kommen. Genaue Angaben über die Aufbringung der Mittel machte Gehrer nicht, meinte aber gleichzeitig: "Wir werden das finanzieren."

Als "Miniprojekt, das auf Kosten der bestehenden Unis finanziert wird", bezeichnete SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal die nun präsentierten Pläne. Anstatt dieses Vorhaben weiter zu betreiben, sollte man sich besser darum kümmern, die bestehenden Unis mit eine ausreichenden Finanzierung zu versorgen.

Die Wissenschaftssprecherin der Grünen, Michaela Sburny, kritisierte, dass bezüglich der AIAST keine Auskünfte über die Anfangsinvestitionen gebe.

Die Detailplanung für das AIAST sollen im Herbst beginnen. Als Projektleiter wird der derzeitige Hochschul-Sektionschef im Bildungsministerium, Sigurd Höllinger, der mit Ende September in Pension geht, fungieren.
Erhöhung der FWF-Mittel
Mit der Entstehung des AIAST wird auch eine Erhöhung des Budgets für den Wissenschaftsfonds FWF nötig - dessen Mittel sollen laut Empfehlung des Rats für Forschung- und Technologieentwicklung (RFT) um jährlich neun Prozent steigen.

Der stellvertretende RFT-Präsident Günther Bonn will dadurch ein Sinken der Ablehnungsquote für eingereichte Projekte auf 50 Prozent erreichen (derzeit etwa 70 Prozent, Anm.).
Strategie 2010: Budgetplus von jährlich neun Prozent
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) stellte seine "Strategie 2010" vor. Die gesamten Forschungsausgaben, also inklusive der Aufwendungen der Wirtschaft, sollen laut RFT-Präsident Knut Consemüller von derzeit 5,9 auf 8,8 bis 9 Mrd. Euro im Jahr 2010 steigen.

Die Wirtschaft müsse ihre Ausgaben dafür um rund zwei Mrd. Euro ergänzen, die öffentliche Hand um eine Mrd. Euro.

Die öffentlichen Budgets für Forschung und Entwicklung (F&E) sollen bis 2010 um jährlich sieben bis neun Prozent anwachsen.
Auf dem Weg zum Barcelona-Ziel
Bild: ORF
Eduard Mainoni bei der Eröffnung
Forschungsstaatssekretär Mainoni sah Österreich für die Erreichung einer Forschungsquote von drei Prozent des BIP im Jahr 2010 ("Barcelona-Ziel") auf einem guten Weg. Durch die ersten Mittel aus der jüngst präsentierten "Forschungsmilliarde" werde die Quote im Jahr 2005 statt wie ursprünglich prognostiziert 2,35 voraussichtlich 2,39 Prozent betragen.

Damit liege man hinter Schweden, Finnland, Dänemark und Deutschland im EU-Vergleich auf dem fünften Platz.

Aufhorchen ließ Mainoni mit dem Plan, die Finanzmittel für mittel- und langfristig angelegte Programme in die ordentlichen Budgets zu verlagern. Bisher wurden viele davon aus so genannten Sondermitteln der Regierung finanziert.
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Größte Steigerung im kooperativen Sektor
Laut "Strategie 2010" soll die größte Steigerung bei den Forschungsausgaben mit plus 80 Prozent bis 2010 im kooperativen Sektor, den Bindegliedern zwischen Unis und Wirtschaft (z.B.: Akademie der Wissenschaften, CD-Labors, Boltzmann-Institute, Kompetenzzentren, etc.), erfolgen.

Für den Unternehmenssektor sieht der RFT eine 70-prozentige Zunahme und für den Hochschulsektor ein rund 40-prozentiges Wachstum vor. Der Hochschulsektor würde demnach von derzeit 1,29 Mrd. Euro auf 1,85 Mrd. Euro zulegen, sein Anteil am Gesamtkuchen aber von 24 auf 21 Prozent sinken.
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Auch Unis sollen mehr Geld bekommen
Hoffnung auf mehr Geld gibt es auch für die "normalen" Unis: Der RFT fordert in seiner Forschungsstrategie unter anderem die Erhöhung der Dotation für das Uni-Infrastrukturprogramm.

Im gleichen Papier werden aber auch schmerzliche Maßnahmen eingefordert wie die Forcierung der Profilbildung - obwohl diese nicht damit ende dürfe, dass bestimmte Studienrichtungen gestrichen würden, so Günther Bonn vom RFT. Hier müsse man ein Mittelding finden.

Eine Ausnahme will Gehrer für die Unis bei der Grundsteuer erreichen: Derzeit muss die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Eigentümerin der Uni-Gebäude Grundsteuer bezahlen, die laut den Verträgen vom jeweiligen Nutzer ersetzt werden müssen. Auch für die von der BIG angekündigte Erhöhung der Mieten müsse es eine Abgeltung für die Unis geben.

[science.ORF.at/APA, 25.8.05]
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01.01.2010