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Sumatra-Tsunami wanderte mehrfach um die Erde  
  Der katastrophale Tsunami vom 26. Dezember 2004 hatte eine globale Reichweite: Seine Wellen wurden noch einen Tag später an den Küsten Perus und Kanadas aufgezeichnet. US-Wissenschaftler entwickelten nun ein Simulationsmodell, mit dem sich die Wanderung des Tsunamis über die Weltmeere verfolgen lässt.  
Das Team um den Forscher Vasily Titoy vom Pacific Marine Environmental Laboratory in Seattle hat den Weg der Riesen-Welle mit Hilfe von Gezeiten-Messdaten und Satellitenaufzeichnungen hergeleitet. Laut ihren Ergebnissen reiste die Welle auch gleich mehrfach um die Welt, bevor sie auslief.
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Die Studie "The Global Reach of the 26 December 2004 Sumatra Tsunami" erschien am 25.8.2005 auf der Website des Fachjournals "Science" (DOI: 10.1126/science.1114576)
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Erstmals umfangreiches Datenmaterial
Nach dem folgenreichen Erdbeben im Dezember 2004 wurde die Tsunami-Bewegung wurde von mehreren Gezeiten-Messgeräten weltweit aufgezeichnet. Titov und seine Mitarbeiter kombinierten diese Messdaten nun mit Höhenmessdaten von Satellitenbildern.

Laut Auskunft der Forscher bieten diese beiden Datenquellen zum ersten Mal qualitativ hochwertige und umfassende Aufzeichnungen über einen Tsunami und lassen daher eine genaue Bestimmung seiner globalen Ausbreitung zu.
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Die US-Forscher entwickelten das "MOST Model - Method of Splitting Tsunami". Ziel von dem Simulationsmodell MOST ist es, auch schnellere und bessere Vorhersagen über Tsunamis treffen zu können.
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Globale Auswirkungen
Der Vergleich der Gezeitenbewegung aus unterschiedlichen Weltregionen ergab ein verblüffendes Resultat:

Jeweils etwa 20.000 Kilometer entfernt vom Epizentrum, nämlich einmal östlich an der Küste Perus sowie westlich in Halifax, Kanada, traf eine höhere Welle ein als auf den Cocos-Inseln, die nur etwa 1.600 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegen.

Auf den Cocos-Inseln wurde die Welle von etwa 30 Zentimetern gesichtet, in Callao (Peru) und Halifax war sie mit 50 Zentimetern deutlich höher. Grund dafür ist laut dem Tsunami-Forscher der Ost-West-Verlauf der Strömung.

Es wurden auch andere Wellenhöhen ermittelt, die Ausläufer der Tsunami-Welle darstellen: An Alaskas Küste wurde eine 26 cm hohe Welle gemessen, in Kalifornien knapp 40 Zentimeter, auf den Falkand-Inseln 45 Zentimeter, in England fünf Zentimeter und an einer Mess-Station in der Bretagne acht Zentimeter.
Kompliziertes Ausbreitungsmuster
Der Studie nach breitete sich die Riesen-Welle in einem komplizierten Muster um die Welt aus. Im Nord-Atlantik und Nord-Pazifik trafen die Wellen einige Stunden bis einen Tag später ein.

Die Ausbreitung des Sumatra-Tsunami wurde primär durch Unebenheiten auf dem Meeresboden bestimmt. Obwohl die Autoren keine einfache Beziehung zwischen den Eigenschaften der gemessenen Küstenwellen und der Distanz zum Epizentrum fanden, belegt das Rechnungsmodell, dass die Ausbreitung der Tsunami-Energie hochgradig gerichtet war: Der Langstrecken-Energiefluss wurde vor allem durch den Verlauf von mittelozeanischen Rücken und regionalen Küstentopographien gelenkt.

[science.ORF.at/APA/AP, 26.8.05]
->   Tsunami Research Program at Pacific Marine Environmental Laboratory
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01.01.2010