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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Oft im Zwist: Wissenschaft und Medien  
  Wissenschaft und Wissenschaftsmedien haben einiges gemeinsam: die Beschäftigung mit Wissenschaft, eine gewisse Abhängigkeit von der Öffentlichkeit und eine Verpflichtung zur Wahrheit. Während letztere vielen Wissenschaftlern nicht genau und komplex genug sein kann, bevorzugen Journalisten meist eher klare und einfache Aussagen - ein Grundwiderspruch.  
Experten beider Seiten gingen den oft unterschiedlichen Interessenslagen von Forschern und Redakteuren beim Forum Alpbach nach.
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Technologiegespräche Alpbach
Bei den Technologiegesprächen des Forums Alpbach vergangene Woche lautete ein Arbeitskreis "From scientific journal to breaking news: science and the media".
->   Forum Alpbach
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Unsicherheiten in der Wissenschaft
Bild: ORF/Hannes Zischek
Campbell in Alpbach
Besonders in Massenmedien ist der Hang, sich zur Unsicherheit in der Wissenschaft zu bekennen, gering ausgeprägt: Fragezeichen oder differenzierte Darstellung von Forschungserkenntnissen sind vielerorts unerwünscht.

Dabei ist Wissenschaft oft eine Angelegenheit mit unsicheren Ergebnissen, meint Philip Campbell, einer der mächtigsten Männer im Wissenschaftsbetrieb.

Campbell ist Herausgeber der Wissenschaftszeitschrift "Nature" - zusammen mit "Science" und den "PNAS" liefern sie laut Studien 80 Prozent aller in Massenmedien zitierten Wissenschaftsberichte.
Journalistische Sicherheit
Ein besonders emotional besetztes Beispiel: der Klimawandel. Campbell glaubt nicht, dass das Publikum von den Medien dabei bekommt, was es auch braucht. "Man müsste eben auch die Hintergründe mitliefern, warum die Klimaprognosen so vielfältig und uneinheitlich sind", meinte Campbell.

Genau dies kollidiert aber oft mit der Praxis der Medien, "journalistische Sicherheit" anbieten zu wollen, waren sich Michael Fleischhacker und Oliver Lehman, Chefredakteure der "Presse" bzw. des "Universum Magazins" einig.
Vereinfachung von Komplexem
Neben der Behandlung wissenschafts-immanenter Ungewissheiten bleibt die Frage der Vereinfachung das zentrale Thema im Spannungsverhältnis von Wissenschaftlern und Journalisten.

Für die einen kann es oft nicht genau genug sein - etwa um sich innerhalb der scientific community keine Blöße zu geben -, für die anderen ist Simplifizierung und plakative Zuspitzung ein integraler Bestandteil des Geschäfts.

Das ist auch der Hauptjob von Wissenschaftsjournalisten, meinte Rainer Esser, einer der Geschäftsführer des Zeit-Verlages: "Es ist viel schwieriger zu vereinfachen als Komplexes zu belassen", brach er eine Lanze für die Simplifizierer.
"Leser beim Schreiben über die Schulter schauen lassen"
Natürlich gelingt das mal besser und mal schlechter. Philipp Campbell ist dennoch überzeugt, dass es "immer einen Weg gibt, Sachverhalte passend und verständlich auszudrücken".

Lobend erwähnte er den Evolutionsbiologen Richard Dawkins von der Universität Oxford, der ebenfalls bei dem Arbeitskreis anwesend war.

Dieser sei aus der Zunft der Wissenschaftler auch in Sachen Schreibfähigkeit ein Vorbild. Dawkins' Erfolgsgeheimnis laut eigener Aussage: "Den Leser beim Schreiben immer über die Schulter schauen lassen."
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Den Alpbacher Technologiegesprächen widmen sich auch die Ö1-Dimensionen, am Montag, 29. August 2005, 19.05 Uhr, Radio Österreich 1.
->   Ö1
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Neue, optimistische Wissenschaftszeitschrifen
Dass Wissenschaft prinzipiell immer mehr Menschen interessiert, beweisen Beispiele aus dem Zeitschriftenmarkt in Deutschland. Mit "Zeitwissen", "SZ-Wissen" und einem weiteren Produkt von "GEO" sind dort im Vorjahr gleich drei neue Titel erschienen, die ähnliche Zielgruppen bedienen.

Laut Leserforschung der "Zeit" ist Wissenschaft gemeinsam mit Politik das beliebteste Thema der Zeitung - das am meisten gelesene und auch das mit den jüngsten Lesern und Leserinnen, betonte Rainer Esser vom Zeit-Verlag.

Die generelle Linie des Blattes ist seiner Aussage nach "optimistisch: Es soll Menschen ermutigen, positiv zu denken." Noch ist diese Blattlinie aber nicht profitabel - trotz einer Auflage von 80.000 Exemplaren.
Zukunft liegt im Internet
Die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus gehört dem Internet, ohne dass dabei Printprodukte gänzlich verschwinden würden - darin waren sich die Teilnehmer des Arbeitskreises in unterschiedlicher Akzentuierung einig.

Speziell für Wissenschaftler bieten sich hier große Vorteile - etwa das Wegfallen von Platzbeschränkungen, was zu längeren und besser verständlichen Executive Summaries führen könnte, betonte Philip Campbell von "Nature".
Weniger Simplifizierung, mehr Informationsschichten
Michael Nentwich vom ÖWA-Institut für Technikfolgenabschätzung geht davon aus, dass große Teile der akademischen Publikationen ins Internet abwandern werden. Zum Teil sei das schon geschehen.

Internet-Publikationen würden auch das "Vereinfachungsproblem" reduzieren, das Wissenschaft und Journalismus oftmals trennt.

Dank Hypertext und Links zu Datenbanken sind hier verschiedene Schichten an Informationstiefe vorhanden. User können den Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen - wie bei science.ORF.at.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 29.8.05
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01.01.2010